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Ein Spitzenchirurg machte dem langen Leiden von Erika ein Ende


Erika Krahfuss ist 82 Jahre alt und lebt mit ihrem 84-jährigen Mann Alfred in Kapfenberg. Das Leben der Seniorin fing allerdings erst 2017 wirklich an: Nach einem Unfall in ihrer Jugend konnte sie ihre Hand nicht mehr benutzen und litt ständig an Schmerzen. Erst eine Operation durch den Unfallchirurgen Primar Dr. Michael Plecko brachte ein Ende der Schmerzen und so etwas wie Normalität. 

Die Obersteirerin lebte in der Hochschwabsiedlung in Kapfenberg, dahinter liegen die Gleise des Bahnhofs der Stadt. In den 50er-Jahren gingen noch viele Menschen über die Schienen und nutzten so eine Abkürzung, um schneller ins Kino oder ins Freibad zu gelangen. Auch die 15-jährige Erika Krahfuss benützte diesen Weg, genau dieser Leichtsinn wurde ihr zum Verhängnis.

Als ein Zug kam, blieb Erika zwischen den Geleisen stehen, um ihn abzuwarten. Gleichzeitig kam ganz plötzlich ein Zug aus der Gegenrichtung. Der starke Luftdruck erfasste das Mädchen, schleuderte es auf das Trittbrett eines Waggons, das ihm die Hand fast abtrennte. „Die ist nur mehr an einem Stück Haut gehangen“, erzählt Familie Krahfuss.

Erika wurde in das Unfall-Krankenhaus nach Graz gebracht und sofort operiert. Es musste Haut vom Oberschenkel genommen werden, um den Arm zu retten. Zurück blieb allerdings ein „Schlottergelenk“. Damit wird ein Gelenk bezeichnet, das viel zu viel Bewegungsfreiheit hat, weil die Bänder zerstört sind oder die Knochenstruktur nachhaltig geschädigt wurde. „Mit nur einer Hand konnte ich natürlich nicht viel selbst machen“, so Erika. Vor ihrem tragischen Unfall lernte das 14-jährige Mädchen Verkäuferin im nahgelegenen Konsum. Später fand sie bei Böhler in der Lochkartenabteilung eine Anstellung, in der sie trotz Einschränkungen einen guten Job machte.

Vor 42 Jahren war Erika auf der Stolzalpe in Behandlung. Sie traf auf einen Arzt, der sich dann mit einem Kollegen aus der Schweiz austauschte, um der leidenden Frau möglicherweise helfen zu können. Die Ärzte haben sich entschieden, Erika im UKH Kalwang zu operieren. Es wurde ein Plastik-Gelenk in die schlotternde Hand implantiert. „Es handelte sich um ein Kardangelenk, das sich sowohl drehen wie auch knicken kann“, erinnern sich Erika und Adolf.

Leider kam es zu Komplikationen. Der Arm wurde immer dicker, füllte sich mit Blut und Erika hatte unerträgliche Schmerzen. Es wurde so schlimm, dass sie sogar daran dachte, sich das Leben zu nehmen. Ein Arzt wollte unbedingt amputieren, ein anderer war dagegen. Auch das Ehepaar kämpfte darum, den Arm von Erika zu erhalten. „Er wurde dann hochgebunden und die Schmerzen besserten sich, weil die Schwellung langsam zurückging.“

„Ich konnte nach der OP sogar Schwimmen und Radfahren“, erinnert sich Erika Krahfuss. „Nur Kraft hatte ich keine in der Hand – aber die habe ich heute noch nicht. Zum Wäscheaufhängen hat es aber gereicht“, schmunzelt die Seniorin.

Die Schmerzen hielten bei Erika leider an und das Kunststoff-Gelenk nutzte sich mit der Zeit ab. 2016 empfahl ihr ihre Hausärztin den Chirurgen Dr. Michael Plecko. Das Ehepaar fuhr ins UKH-Graz zu ihm, er erklärte sich trotz der ausgedehnten Defekte einverstanden, eine Operation zu wagen. Das künstliche Gelenk musste der Chirurg in den USA als Sonderanfertigung bestellen. Das normalerweise dafür vorgesehene war zu kurz.

Endlich war es soweit, Erika wurde operiert. Als Alfred am nächsten Tag zu Besuch kam, sah er seine Frau und war verzweifelt. Sie hatte vier Schläuche im Arm und rührte sich nicht. Ich habe nur gedacht: „Haben wir das Richtige getan? Aber am nächsten Tag saß meine Frau bereits im Bett und konnte sogar kurz zum Plaudern mit mir aus dem Krankenzimmer gehen. Wir haben beide vor Freude geweint, es war unglaublich.“

Drei Wochen musste sie stationär bleiben und bekam eine tägliche Therapie. Bei jeder Visite, die Dr. Plecko durchführte, machte auch er mit Erika Übungen. Ein Arzt aus dem OP-Team sagte spontan „Da haben wir ganz schön viel Zement gebraucht“ und lachte. Um das Handgelenk besser zu fixieren – die Unterarmknochen waren ebenfalls geschädigt – war später noch ein Eingriff notwendig. „Eines Tages hat Dr. Plecko angerufen und uns mitgeteilt, wir sollen schnell ins UKH-Graz kommen“, erinnern sich die Obersteirer. „Es gäbe einen Spenderknochen, der eingesetzt werden könne. Wir sind dem Chirurgen unendlich dankbar, er ist ein Genie.“

Trotz der vielen Leiden blickt das Paar auf ein glückliches Leben zurück. Beide sind aus Kapfenberg und kannten sich schon als Kinder, irgendwann verliebten sie sich ineinander und es wurde 1963, als Erika 22 Jahre alt, war geheiratet.

Auch Alfred blieb vom Schicksal nicht verschont. Eines Tages wurde bei ihm ein Gehirntumor diagnostiziert, und bei einem Arbeitsunfall bei Böhler in Kapfenberg verlor er schon in jungen Jahren drei seiner Finger. Geistesgegenwärtig nahm er die abgetrennten Finger in seine Faust und fuhr ins Krankenhaus nach Graz. Zwei davon konnten gerettet und wieder angenäht werden. Als er in Tobelbad auf Reha war, bekam er regelmäßig Besuch von Erika. „Sie war die Einzige, die kam. Ein Jahr später haben wir geheiratet“, erzählt der heute 84-Jährige glücklich.

Gerne denken sie auch an ihren ersten Urlaub in den 70er-Jahren zurück. „Wir sind nach Rumänien geflogen, in ein All-inklusive-Hotel. Dort haben wir das erste Mal ein großes Buffet gesehen und waren überwältigt.“ Heute sind leider keine Urlaubsreisen mehr möglich, „wir sind zu alt, Erika hört schlecht und kann nach einem Oberschenkelhalsbruch nur schlecht gehen.” Den Humor haben die beiden aber trotz allem nicht verloren, im Gegenteil. Alfred kümmert sich rührend um Erika. Er kocht seit 30 Jahren für die beiden. „Ich habe einen wöchentlichen Menüplan.“ Aber einmal in der Woche gibt es immer dieselbe Nachspeise: Sauerrahm, Topfen und Staubzucker. „Seit unserer Hochzeit essen wir das regelmäßig. Das schmeckt einmalig“, sind sich die beiden einig und lachen herzlich. Wir hatten das Gefühl, dass sie sich noch immer lieben.  

 

Eine schwierige Operation mit einer Spezialprothese  

Die letzte Operation an Erika Krahfuss hat der Chef der Abteilung für Orthopädie und Traumatologie am UKH Graz, Primarius Dr. Michael Plecko, durchgeführt. „Die Patientin hatte schon Jahre davor eine sogenannte isoleastische Prothese bekommen, die erstaunlich lange gehalten hat. 2016 kam sie dann ins UKH Graz, mit einem komplett funktionslosen Arm. Die alte Prothese hatte sich gelockert und völlig verdreht.“ Der Arm- knochen war regelrecht ballonartig aufgebläht, auch die Nerven waren durch die Fehlstellung geschädigt, so der Arzt.

Für Erika Krahfuss musste eigens eine Prothese angefertigt werden. „Die normalerweise dafür vorgesehene war zu kurz“, schildert der Unfallchirurg. Die Spezialanfertigung habe man dann im August 2017 in einer mehrstündigen Operation implantiert. „Wir haben den Knochen verstärkt und die Prothese einzementiert, die heute noch hält und der Patientin ein normales und beschwerdefreies Alltagsleben ermöglicht.“ Anfangs musste die Patientin noch alle paar Wochen zur Kontrolle, heute ist es nur noch einmal im Jahr notwendig.

Die OP ist relativ selten. 10 bis 15 Mal im Jahr führt der Chirurg einen derartigen Eingriff durch. „Frau Krahfuss hat jedoch die modernste Ausführung bekommen. Bei dieser ist der Kunststoff im Gelenk widerstandsfähiger. Übertreiben – etwa beim Heben von Lasten – sollte man aber auch damit nicht.“

Gelernt hat Dr. Michael Plecko die schwierige Operationstechnik in den USA. „Im Jahr 2000 war ich an der berühmten Mayo-Klinik, um mir das neue Wissen anzueignen.“

Primarius Dr. Michael Pecko                                                                  

Erika und Alfred Krahfuss

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