Ein gut gezapftes Bier macht die Gastronomie aus

Christian Payrhuber liebt Bier. Als Verkaufsdirektor für die Region Süd – Osttirol, Kärnten, Steiermark und südliches Burgenland – der Brau Union Österreich ist das auch selbstverständlich. Zum Frühstück beim Journal Graz zu Gast blieb er aber doch lieber beim Kaffee.

Payrhuber kommt aus der Gastronomie, hat Koch und Kellner gelernt. Schon sein Vater war bei der Brau Union tätig, da lag für den 53 Jahre alten Oberösterreicher aus Grieskirchen der Einstieg in das Unternehmen nahe. 1992 heuerte er bei Österreichs größtem Bierkonzern an. „Ich habe sozusagen die Seiten des Tresens gewechselt“, schmunzelt er. Zum Jahrtausendwechsel stieg er in der Konzernhierarchie zur Führungskraft auf, war eine Zeitlang sogar Chef seines Vaters, wie er lachend erzählt. Vor zwei Jahren hat Payrhuber die Agenden als Verkaufsdirektor Süd übernommen. Als solcher ist er für die Gastronomie in Südösterreich zuständig.

„Die Brau Union Österreich“, so der Verkaufsdirektor, „ist ein Unternehmen, dem klar ist, wie wichtig die Tradition ist, das aber gleichzeitig gerne neue Wege beschreitet. In der Brau Union Österreich ist das Know-how von zehn österreichischen Brauereien gebündelt und wir sind auch stolz, seit 2003 die Kraft und Vorteile der „HEINEKEN Familie“ für den österreichischen Biermarkt nutzen zu können“, schwärmt Payrhuber.  Das äußere sich zum Beispiel bei neuen Vorlieben der Verbraucher: „Wir wollen Trends nicht nachlaufen, wir möchten sie mitgestalten. Ich bin sicher, dass wir die Kraft dazu haben. Unsere Kunden-Lieferanten-Beziehung geht deutlich über das übliche Maß hinaus. Mein Team und ich können den Gastronomen neue Ideen bringen. Dadurch können wir viele Dinge gemeinsam mit unseren Kunden umsetzen, die wiederum ihre Konsumenten damit begeistern! “ Der Schlüssel zum gemeinsamen Erfolg sei eine intensive, partnerschaftliche Zusammenarbeit auf Augenhöhe.

Die Kundenbindung und -pflege spielt für Christian Payrhuber eine immens wichtige Rolle. „Ich habe das große Glück, dass nach 30 Jahren in diesem Beruf viele Kunden zu Freunden geworden sind. Wir haben ja ein Produkt, das gottseidank auch mit Emotionen verbunden ist. Natürlich gibt es Hochs und Tiefs, das ist wie in einer Partnerschaft, das gehört dazu.“

Nachhaltigkeit ist in der Brau Union Österreich ein großes Thema. „Wir müssen den Planeten, den wir bewohnen, intakt an unsere Kinder weitergeben. Dazu wollen wir beitragen, darum soll die Produktion bis 2030 netto CO2-neutral werden.“ Beispiele dafür, dass man auf dem Weg dahin ist, ist die Gösser Brauerei, wo Solarenergie ebenso zum Einsatz kommt, wie die in einer Biogasanlage aus den Reststoffen des Brauprozesses, den Trebern, gewonnenen Wärme. Auch in der Logistik wird sukzessive auf Elektrofahrzeuge umgestellt. Mit der Abwärme der Grazer Brauerei Puntigam wiederum werden benachbarte Wohn- und Geschäftsbauten beheizt.

Eine herausfordernde Zeit für die Brau Union Österreich ist die Zeit der Corona-Epidemie gewesen, erinnert sich der Verkaufsdirektor. „Ich bin glücklich, dass wir damals nicht einen Mitarbeiter abgebaut haben. Wir haben die Pandemie auch gut überstanden.“

Großen Wert legt Christian Payrhuber darauf, dass „seine“ Wirte ihr Bier schön zapfen. „Das ist nicht nur meine persönliche Leidenschaft, das ist es auch, was die Gastronomie ausmacht. Fassbier ist mehr als nur eine Flüssigkeit in einem Glas. Außerdem ist Österreich ein Land der Bierkultur, und die muss zelebriert werden.“ Bier sei ein großer Umsatzanteil in der Gastronomie und ist auch in der Wertschöpfung ein wichtiger Anteil der GastronomInnen. „Wir liefern beim Fassbier beste Qualität. Wenn dann noch die Schankanlage ordentlich eingestellt ist, die Mitarbeiter das richtige Zapfen beherrschen und die Hygiene stimmt, dann kann nichts mehr schiefgehen“, ist der Verkaufsdirektor überzeugt.

Die steirischen Gastronomen, sagt Christian Payrhuber, sind ausgesprochen angenehme Partner. „Ich habe den Wechsel in die Südregion nie bereut. Die Steirer sind grad und ehrlich.“

Eine Herausforderung für die gesamte Brauindustrie sind die stark gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise. „Wir versuchen, das mit noch mehr Effizienz beim Brauen zumindest teilweise aufzufangen, aber das geht nur mehr in kleinen Schritten.“ Verstärkt hat sich der Trend zu alkoholfreien Bieren. „Wir sind gerade am Überlegen, ob wir wieder alkoholfreies Fassbier anbieten.“

Christian Payrhuber ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Das liebste Hobby von Christian Payrhuber sind Modellflugzeuge und -Hubschrauber. Daneben ist er begeisterter Segler. „Ich steige in ein Segelboot und bin zwei Minuten später in einer anderen Welt“, schwärmt der Oberösterreicher, der den Sport am Attersee erlernt hat.

Auch Fliegen gehört zu den Beschäftigungen, denen der Verkaufsdirektor gerne nachgeht. „Nicht selber“, schränkt er ein, „ich habe ja keinen Pilotenschein. Aber es ist ein schönes Erlebnis, in einem Flugzeug unterwegs zu sein.“

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Ein dynamisches Führungsduo für die Tierwelt

In der idyllischen Kulisse der Tierwelt Herberstein wurde mit dem Eintritt von Geschäftsführer Tierarzt Mag. med. vet. Jochen Lengger und Prokuristin Karin Winkler in die Führungsriege eine neue Ära eingeläutet. Seit dem 1. Dezember 2023 lenken sie gemeinsam die Geschicke dieses bedeutenden Landesbetriebs, mit dem klaren Ziel vor Augen, die Natur- und Artenschutzinstitution zu erneuern und die beliebte Tourismusdestination weiter zu entwickeln.

Doch wer sind diese beiden Per-sönlichkeiten, die nun die Verant- wortung übernehmen? Und welche Visionen und Pläne haben sie für die Zukunft der Tierwelt Herberstein?

Die Geschichte von Jochen Lengger, einem erfahrenen Zoofachmann und Arten-schutzexperten, ist geprägt von einer leiden- schaftlichen Verbundenheit zur Tierwelt. Ursprünglich aus Heiligenkreuz am Waasen stammend, führte ihn sein beruflicher Weg von Herberstein über verschiedene inter-nationale Stationen bis hin zum renom- mierten Zoo Zürich.

Dort fungierte er nicht nur als Bereichs-leiter für „Artenschutz und Tiere“, sondern war auch Mitglied des Management Boards der Aktiengesellschaft. Seine Erfahrungen in der Wildtiermedizin und sein Engagement für den Artenschutz machen ihn zu einem wertvollen Zugewinn für die Tierwelt Her-berstein.

An seiner Seite steht Karin Winkler, eine dynamische Vollbluttouristikerin mit einer beeindruckenden Erfolgsbilanz im Mar-ketingbereich. Nach ihrer Rückkehr in die Heimat Steiermark aus einer glanzvollen Karriere in Luxushotels und der Weitzer Hotels Gruppe, hat sie ihre Leidenschaft für Marketing und Tourismus in den Dienst des Steirischen Landestiergartens gestellt. Mit ihrem innovativen Ansatz und ihrem Talent, über die Grenzen hinaus Aufmerksamkeit zu erregen, hat sie bereits bewiesen, dass sie die Tierwelt Herberstein auf die nächste Stufe heben kann.

Gemeinsam mit einem Team engagierter Mitarbeiter stehen Lengger und Winkler vor der Herausforderung, die Tierwelt Herber-stein in eine aufregende Zukunft zu führen. Mit dem bevorstehenden Start in die Hauptsaison und aufregenden Ereignissen wie der Geburt eines Siamang Babys sind die Weichen für eine erfolgreiche Amtszeit des neuen Führungsduos gestellt. Es bleibt spannend zu beobachten, wie sie die Attrak- tivität der Tierwelt Herberstein steigern und gleichzeitig den Schutz der Tierwelt voran-treiben werden.

 

Herr Lengger, Sie haben eine beeindruckende internationale Karriere im Bereich des Artenschutzes hinter sich. Wie planen Sie, Ihre vielfältigen Erfahrungen und Kenntnisse einzubringen, um die Tierwelt Herberstein weiterzuentwickeln und zu einem Vorreiter in Sachen Naturschutz zu machen?

Herberstein ist komplett einzigartig in der Zoolandschaft. Die Topografie und das Ambiente mit dem Gartenschloss in der Feistritzklamm findet man nirgendwo auf der Welt. Die Gehege sind mit 23 Hektar Fläche großzügig, der Tierbestand ist dazu verhältnismäßig klein. Durch menschliches Zutun ist die Natur dermaßen unter Druck gekommen. In den vergangenen Jahrzehnten ist ein Großteil der Biodiversität verloren gegangen. Wissenschaftlich geführte Zoos sind ein Puzzlestein in der Erhaltung der Biodiversität, indem sie aktiven Artenschutz betreiben und Reservepopulationen aufbauen. In diesem Zusammenhang ist auch die Edukation eine unserer Hauptaufgaben. Aktive Wissensvermittlung über die Tiere und die Natur am Tierpark Gelände und im „Haus der Biodiversität“ ist einer unserer Schwerpunkte. Dies gilt es weiterhin auszubauen. Meine prägendsten Erfahrungen waren Auslandsaufenthalte in Südafrika, Sri Lanka und in der Mongolei. Dort habe ich acht Monate lang an einem Auswilderungsprojekt von Przewalski Pferden mitgearbeitet. Diese Erkenntnisse in fernen Ländern und die Arbeit in den europäischen Zoos, zuletzt im Zoo Zürich, haben bewirkt, dass ich mir zum persönlichen Ziel gesetzt habe, die Tierwelt Herberstein als Natur- und Artenschutzzentrum zu etablieren. Der Fokus liegt zukünftig vermehrt darauf, bedrohte Tierarten zu halten und Forschung im Sinne des Naturschutzes zu betreiben.

Frau Winkler, Sie haben bereits erfolgreich Marketingmaßnahmen geleitet, die über die Landesgrenzen hinaus für Auf-sehen gesorgt haben. Welche innova-tiven Strategien planen Sie, um die Attraktivität der Tierwelt Herberstein als Tourismus-destination zu steigern und gleichzeitig das Bewusstsein für Artenschutz und Biodiversität zu fördern?

Mit einer „Reise um die Welt“ punktet die Tierwelt Herberstein als ein Naturparadies mitten in der Oststeiermark seit Jahren bei Tagesausflugsgästen und Urlauberinnen und Urlaubern. Gemeinsam mit dem Stubenbergsee sind zwei touristische Leuchttürme in der 2.200 Einwohnern-Landgemeinde Stubenberg verankert und ziehen Familien, Gruppen und Schulen gleichermaßen an. Neben der Beobachtung von Tieren stehen Gästeerlebnisse, von individuellen Führungen über gastronomische Angebote bis hin zu den kommentierten Tierfütterungen, im Mittelpunkt unseres Tuns. Für die zukünftige Weiterentwicklung der Tierwelt Herberstein werden wir vermehrt die Wissenschaftskommunikation in unseren Reihen etablieren und auf diese Weise auch schwierige Sachverhalte einfach erklärt und transparent an unsere Zielgruppen bringen. Mit der Ver- mittlung dieser Inhalte möchten wir unseren Beitrag leisten, um das Bewusstsein für Natur- und Artenschutz in der Gesellschaft zu schärfen. Für Kinder und insbesondere für Schulklassen werden wir den Tierpark-Besuch noch interaktiver gestalten. Dabei spielt auch die Digitalisierung, wie unsere Herberstein-App oder Social Media Beiträge auf den entsprechenden Kanälen, eine Rolle. Eine spannende Herausforderung für die kommenden Jahre – ich freue mich, für die touristische und kommunikative Weiterentwicklung des Betriebs in meiner Heimatregion einen Beitrag leisten zu dürfen und weitere Facetten und Angebote dieser außergewöhnlichen Ausflugsdestination zu erarbeiten            www.tierwelt-herberstein.at

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„Elektromobilität allein ist mit dem Bettler Stecken tauschen“

Für eine „grüne Transformation“ der Fahrzeuge tritt Jürgen Roth, Eigentümer und Geschäftsführer von Tank Roth, ein. Diese müsse jedoch konsumenten- und standortfreundlich erfolgen. Allein auf Elektrofahrzeuge zu setzen, nütze nur China und Tesla, sagt der Unternehmer. Die Lösung liege im Bereich der E-Fuels. Nach einer lebensgefährlichen Erkrankung tritt Roth übrigens kürzer und hat einen Teil seiner Funktionen abgegeben.

„Wir wehren uns gegen die Elektromobilität als allein selig machende Technologie“, sagt Roth, Vorstandsvorsitzender der E-Fuel Alliance Österreich, die sich für die synthetischen Kraftstoffe einsetzt. „Wir verwahren uns dagegen, dass uns die Politik vorschreibt, was und wie wir fahren sollen. Besser wäre es, grüne Ziele zu setzen und den Weg dorthin der Wirtschaft und Wissenschaft zu überlassen. Das geht schneller und ist billiger. Wettbewerb hat immer noch den Konsumenten genützt und nicht geschadet.“

Derzeit gehe die Politik her und versteife sich ausschließlich auf die E-Mobilität, so Roth. „Bei den fossilen Energieträgern wird die Abhängigkeit von wenigen Staaten kritisiert, bei den Rohstoffen für E-Autos, die vorwiegend China in der Hand hat, ist das plötzlich egal. Das ist mit dem Bettler Stecken tauschen.“

Österreich sei immer ein Autoland gewesen, 160.000 Jobs würden hierzulande vom Automobil abhängen, die Hälfte davon bei Zulieferern, die andere Hälfte bei Werkstätten, Tankstellen und Händlern. „Das gilt besonders für die Steiermark mit ihrer starken Zulieferindustrie. Graz ist eine Autostadt!“ Am besten habe man im Bundesland immer Verbrenner gekonnt. AVL mit seiner umfassenden Expertise über Verbrennungsmotoren sei das beste Beispiel dafür.

„Europa macht einen großen Fehler, von dieser bewährten Form der Mobilität komplett abzugehen. Deutschland und Frankreich sind Weltmeister beim Verbrennungsmotor. Kein anderer Kontinent der Welt will diesen jetzt verbieten. Also genau das abschaffen, was wir am besten können. Wir sägen den Ast ab, auf dem wir sitzen.“ China zum Beispiel glaube nach wie vor an den Verbrenner und betreibe eine parallele Entwicklung. Die europäische Politik fördere hingen die Deindustrialisierung auf dem Umweg E-Mobilität.

Wenn man bei uns Verbrenner verbiete, merkt Roth zusätzlich an, würden die existierenden Autos nicht verschwinden. Nach einer weiteren Nutzung in Europa würden sie schlussendlich verkauft und in Afrika oder Asien landen.

In Österreich gibt es, so Roth, 7,4 Millionen Kraftfahrzeuge, davon sind 5,1 Millionen Pkw. „Keine zwei Prozent sind Elektroautos. Und wir fragen uns schon jetzt, ob die Infrastruktur – Lademöglichkeiten und Stromnetz - dafür reicht. Wie sollen 30 oder 50 Prozent E-Fahrzeuge mit Elektrizität versorgt werden? Das kriegen wir nicht zusammen.“ Schon jetzt gebe es oft Wartezeiten an den Schnellladestationen. „Wenn jemand im Geschäft an der Wursttheke 20 Minuten warten muss, dreht er durch. Aber bei der Elektromobilität soll das der Normalzustand sein?“

Man müsse auch die gesamte Umweltbilanz von Elektroautos im Blick behalten, fordert Roth. „Dazu gehört, wieviel CO2 entsteht bei der Erzeugung, beim Betrieb und bei der Entsorgung. Und man muss die Frage stellen, wieviel CO2 wird bei der Stromerzeugung freigesetzt. Da ist der Strommix in Europa weit weg von grün.“ Die EU sehe nur den Verbrauch von Kraftstoff. Wenn man mit E-Autos ein lokales Problem wie etwa Feinstaub lösen wolle, würde das sogar funktionieren. „Treibhausgase wirken aber global, ihre Erzeugung nur zu verlagern bringt genau nichts.“ Europa müsse daher auf dem Automobilsektor stärker werden, nicht schwächer, sagt Roth. „Wachstum durch Klimaschutz funktioniert nur bedingt.“

Roth spricht sich keineswegs grundsätzlich gegen Elektromobilität aus: „Im Gegenteil. Als Stadtauto, das klein und relativ leicht ist, daheim mit Strom aus der eigenen Photovoltaikanlage geladen wird und mit dem man 40 oder 50 Kilometer am Tag unterwegs ist, ist das System wahrscheinlich unschlagbar.“ Aber es sei eben nicht die einzige Lösung, die auf alles passe.

„Im Idealfall ziehen mehrere Pferde die Klimakutsche schneller aus dem Dreck als nur eines“, ist der Unternehmer überzeugt. Hier kommen für ihn die E-Fuels ins Spiel. Diese sind synthetische Treibstoffe, die mittels Strom aus erneuerbaren Quellen aus Wasser und Kohlendioxid hergestellt werden und in normalen Verbrennungsmotoren eingesetzt werden können. „E-Fuels sind CO2-neutral, werden mit grünem Strom hergestellt und entlasten das Klima. Natürlich kommt beim Auspuff CO2 heraus, aber nicht mehr, als vorher zur Kraftstofferzeugung verwendet wurde.“ Die EU messe hier mit zweierlei Maß. „Biomasseheizungen emittieren auch CO2. Die sind aber gut, weil das Holz ja beim Wachsen das Treibhausgas gebunden hat. E-Fuels funktionieren grundsätzlich ganz genau so, sind aber angeblich schlecht. Das ist nicht fair.“

E-Fuels seien auch eine hervorragende Möglichkeit, überschüssigen Strom zu speichern. „Alternative Stromerzeugung ist äußerst volatil. In der Nacht funktioniert keine Photovoltaik, Windkraft ist bei Flaute auch weg. Selbst die Erzeugung aus Wasserkraft schwankt in Österreich um bis zu 15 Prozent. Andererseits ist oft, gerade im Sommer, viel zu viel grüner Strom da. Statt dann Anlagen abzuschalten, wäre es viel sinnvoller, E-Fuels damit zu synthetisieren.“ Diese könne man dann einfach für den Winter lagern.

Die E-Fuels seien auch eine gute Ergänzung zur alternativen Energieerzeugung. Roth: „Wir haben in Österreich nur etwa 1.100 Sonnenstunden pro Jahr und einiges mehr an Windstunden. Es wäre also sinnvoll, mit der Windkraft nach Nordeuropa an die Küsten zu gehen, wo viel öfter der Wind weht. Die Photovoltaik wiederum würde im Süden des Kontinents aber auch in Nordafrika oder im arabischen Raum viel mehr Elektrizität liefern. Die Energie müssen wir aber irgendwie dorthin bringen, wo sie gebraucht wird. Dafür wären E-Fuels, die mit dem Strom erzeugt werden, ideal.“

Vorteile der Erzeugung von E-Fuel im globalen Süden seien, dass die ärmeren Länder dort eine verlässliche Einnahmequelle hätten, ist Roth überzeugt. „Außerdem entlastet das mittelfristig unser Stromnetz. Es wird schon jetzt geklagt, dass es zu schwach dimensioniert für die E-Mobilität ist. Wenn die noch zunimmt, müssen wir viele Milliarden Euro in das Netz investieren. Irgendjemand wird das bezahlen müssen, und das wird schlussendlich der Stromkunde sein.“

Die Vorstellung, in Europa ohne Energieimporte – in welcher Form auch immer – auszukommen, sei absurd, unterstreicht Roth. „Das würde nur funktionieren, wenn wir keine Industrie mehr haben und nicht mehr Auto fahren. Soll das die Zukunft sein? Europa benötigt eine Re-Industrialisierung, nicht das Gegenteil, insofern ist der Green Deal der EU ein Brandbeschleuniger.“

Im Gegensatz zu Europa würden Japaner und Chinesen weiter intensiv am Verbrennungsmotor forschen. „Da sind noch Effizienzsteigerungen drinnen“, ist Jürgen Roth überzeugt. Das Ende des Verbrenners stehe jedenfalls weltweit betrachtet keineswegs vor der Tür. „Allein für Hybridfahrzeuge oder den Warentransport auf der Straße wird man ihn noch lange brauchen.“

Um die E-Fuel-Technologie besser zu vermarkten, wurde die IFE GmbH (Innovation flüssige Energie) mit sieben Beteiligten aus Wirtschaft und Forschung gegründet. „Wir werden einen zweistelligen Millionenbetrag investieren, um die Idee der E-Fuels international stärker zu positionieren. Wir sind Weltmarktführer, was die Effizienz bei der Herstellung von synthetischen Kraftstoffen angeht. Das ist unser Beitrag zum Klimaschutz. Wir hoffen auf die Unterstützung der Politik, damit wir das zu einem neuen steirischen und österreichischen Exportschlager machen können.“

Auch in seinem eigenen Tankstellen-Geschäft will Roth immer wieder neue und grünere Produkte auf den Markt bringen. „Ich bin überzeugt, dass wir an meinen Zapfsäulen schon bald synthetische Kraftstoffe anbieten werden. Alle Verbrenner-Fahrer können dann guten Gewissens in eine grüne, klimaverträgliche Zukunft steuern.“

Jürgen Roth hat eine lebensgefährliche Erkrankung hinter sich. Der 50-Jährige hat im vergangenen Frühjahr in Italien eine Aorten Dissektion (Aortenriss) ohne Vorwarnung erlitten und kämpfte sich über Not OP, Intensivstation und Reha-Aufenthalt trotz einiger heftiger Rückschläge zurück. Möglich war das nur dank der unermüdlichen Unterstützung seiner Familie. Allen voran seiner Frau Anna. „Aber auch meine zwei Kinder gaben mir Kraft in dieser schwierigen Zeit.  Auch auf meinen Vater und die Großfamilie konnte ich immer zählen”, so Jürgen Roth.

Seinen Ärzten hat er versprochen, kürzer zu treten. „Ich hatte 19 Funktionen, unter anderen Vertreter der Sparte Handel der WKO, Obmann der Sparte Treibstoffhandel in der WKO Steiermark und war in einigen Funktionen in Brüssel, unter anderem Vizepräsident von Eurocommerce (Europas größter Handelsverband) und Mitglied des EWSA (Europäischer Wirtschafts- und Sozialausschuss), nominiert von der Bundesregierung. Die muss ich auf maximal die Hälfte reduzieren. Einige Funktionen habe ich schon zurückgelegt, ein paar werden noch folgen. Eines gebe ich aber ganz sicher nicht auf: Den Kampf für eine Zukunft des Verbrennungsmotors!“

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Unsere beste Waffe ist das Wort

Die Rekrutierung neuer Mitarbeiter ist einer der Haupttätigkeitsbereiche von Major Wolfgang Wister, leitender Beamter in der Strafvollzugsakademie in Wien. Gesucht werden nicht nur junge Menschen, sondern durchaus auch ältere Bewerber, die in der Justizwache, der Pflege, als Sozialarbeiter, Psychologen und Ärzte oder Therapeuten tätig sein wollen.

„Seit Jahresanfang gibt es in der Strafvollzugsakademie zwei Planstellen, die sich um die Rekrutierung kümmern. Die Recruiting Officers Ost und West gehen dazu unter anderem auf Berufsmessen oder stellen das Projekt ,Justiz macht Schule‘ in Maturaklassen vor.“ Er selbst, so der Beamte, halte entsprechende Vorträge, zum Beispiel an der FH Joanneum im Kurs für Pflegemanagement. „Da konnte ich zuletzt mehr als 100 Teilnehmer ansprechen.“

Wichtig ist es für Wolfgang Wister, die Qualität der Arbeit im Strafvollzug richtig ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken. „Die Information über den Vollzug endet ja meistens innen an der Gefängnismauer. Es geht bei diesen Infos nicht nur darum, dass die Arbeit als solche interessant ist, es gibt auch viele positive Rückmeldungen der Insassen und zu deren Weg zur Resozialisierung.

Auf der Grazer Herbstmesse wurde ein weiterer Schritt unternommen, um das Image des Strafvollzugs weiter zu verbessern: An einem Stand wurde gezeigt, was die Gefängnisinsassen leisten. Dabei wurden die Produkte präsentiert, die die Häftlinge in den Werkstätten der Justizanstalt Graz-Karlau herstellen. Viele davon kann man, so Wister, im Jailshop unter www.jailshop.at online kaufen. Es handelt sich dabei um Unikate, die handgefertigt wurden.

Hautnah können Schüler, die bei „Justiz macht Schule“ mitmachen, die Justiz erleben. „Sie schauen sich erst eine Verhandlung bei Gericht an. Am nächsten Tag steht ein Gefängnisbesuch auf dem Programm, bei dem die Jugendlichen sich selbst ein Bild der Aufgaben der verschiedenen Berufsgruppen im Strafvollzug machen können.“

Wer sich dafür entscheidet, eine Karriere im Justizwachdienst zu beginnen, muss erst eine Aufnahmeprüfung bestehen. Dabei wird das Verständnis des Bewerbers für die österreichische Rechtsauffassung ebenso getestet wie das Talent, mit Menschen umzugehen. „Alles andere lernt man in der Ausbildung“, erklärt Wolfgang Wister.

Diese dauert zwölf Monate und gliedert sich in mehrere Phasen. Am Anfang steht die Theorie. 27 Wochen lang lernen die angehenden Justizwachebeamten die Grundzüge von Verfassungs-, Strafvollzugs- und Strafrecht und natürlich die Menschenrechte. Basiswissen zu Psychologie, Psychiatrie, Sozialarbeit und Erste Hilfe stehen ebenfalls auf dem Programm. Trainiert wird auch die Gesprächsführung. Sport, Einsatz- und Waffentraining sowie das Thema Sicherheit im Strafvollzug runden die theoretische Ausbildung ab. Danach folgen 21 Wochen Praxis. Dabei lernen die Schüler die Arbeitsrealität in Justizanstalten kennen. Sie versehen den Dienst in der Anstalt, in der sie später ihren Beruf ausüben sollen. In der vierwöchigen Abschlussphase wird das Gelernte wiederholt und gefestigt. Eine schriftliche und mündliche Dienstprüfung beendet die Ausbildung zum Justizwachebeamten.

Die Bezahlung ist durchaus gut: In der Ausbildung bekommen die Schüler ca. 1.700 Euro netto. Am Anfang der Berufsausübung erhalten sie dann 2.100 bis 2.200 Euro netto. Bis zu 14 Ausbildungslehrgänge werden pro Jahr in ganz Österreich abgehalten, drei davon finden jeweils in Graz statt. Der Bedarf an Berufsanfängern ist in der Justizwache groß. Wister: „Derzeit gehen viele ältere Kollegen in den wohlverdienten Ruhestand, ihre Planstellen müssen nachbesetzt werden. In der Steiermark suchen wir deshalb immer wieder neue Mitarbeiter für die Anstalten Graz-Jakomini, Graz-Karlau und Leoben.“

Bewerben kann sich jeder österreichische Staatsbürger, der mindestens 18 Jahre alt ist. „Aber wir nehmen auch ältere Bewerber, die sich beruflich umorientieren wollen, Handwerker sind bei uns sehr gefragt“, schildert Wolfgang Wister. Die würden dann tagsüber in den Werkstätten das Wissen aus ihrem früheren Beruf weitergeben, im Nachtdienst seien sie im Exekutivdienst tätig. Geht es nach aktueller Gesetzeslage, könne man auch noch kurz vor dem Pensionsalter eine neue Karriere in der Justizwache beginnen.

Angst vor der Sportprüfung muss niemand haben, versichert der leitende Beamte. „Innerhalb der Ausbildung wird jeder so trainiert, dass er diese normalerweise auch besteht.     

Es sei ein spannender Beruf, der ausgesprochen vielseitig sei, betont der Ausbildner. Ein wichtiger und großer Teil ist der psychologische Aspekt. „Natürlich haben wir eine Nahkampf- und auch eine Schießausbildung. Aber soweit soll es gar nicht kommen. Unsere wichtigste Waffe ist das Wort!“ Am Tag versehen die Beamten ihren Dienst ohnehin mit mindergefährlichen Waffen, wie ein Pfefferspray und einen Teleskopeinsatzstock, im Nachtdienst und bei Ausführungen von Insassen, führen die Beamten eine Pistole vom Typ Glock 17 mit sich.

Die Arbeitsbedingungen, so Wister, seien ausgesprochen gut. „Wir bieten neben der Ausbildung und der guten Bezahlung auch eine Unterkunft an. Wer will, bekommt bis zu sechs Monate lang gratis ein Zimmer in unserem Gästehaus. Dort gibt es auch eine Gemeinschaftsküche, in der man sich ein Essen zubereiten kann.“ Daneben steht den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der JA Graz-Karlau ein modern eingerichtetes Fitnessstudio zur Verfügung, schwärmt ein Beamter. Auch andere Sportmöglichkeiten, etwa Tischtennis, können im Ausbildungszentrum in Graz ausgeübt werden. „Das alles wird gerne genutzt, es stärkt auch das soziale Miteinander unter Kollegen.“

Dass man in der Justizwache Karriere machen kann, erläutert Wolfgang Wister am eigenen Beispiel: „Ich habe in der Justizanstalt Graz-Karlau als ganz normaler Justizwachebeamter angefangen, dann den Dienstführerkurs absolviert. Jetzt bin ich leitender Beamter in der Strafvollzugsakademie. Das alles habe ich in nur zwölf Jahren geschafft“, ist er stolz.

In die Wiege gelegt war ihm seine Tätigkeit nicht. Wolfgang Wister begann als Einzelhandelskaufmann in der Sportartikelbranche.  Nach der Lehre leistete er seinen Wehrdienst beim Bundesheer ab und ging als Soldat zu den UN-Einsätzen nach Syrien und Israel sowie nach Bosnien-Herzegowina. Wister holte die Matura im zweiten Bildungsweg nach und absolvierte die Offiziersausbildung. „Komischerweise bin ich währenddessen auf die Justizwache aufmerksam geworden und habe mich beworben.“

Es sei eine schwierige Entscheidung gewesen, ob er dem Bundesheer treu bleiben oder in die Zuständigkeit eines anderen Ministeriums abwandern solle. „Ich weiß es heute noch, als wäre es gestern gewesen. Bei einem Nachtdienst habe ich ein Blatt Papier genommen, in der Mitte einen Strich gemacht und Pro und Kontra für beide Berufe aufgeschrieben. Dabei ist die Entscheidung für die Justizwache gefallen. Sie war goldrichtig und ich bereue nicht, dass ich es getan habe.“

Er habe einen fixen Job beim Heer gehabt und sich auch mit seinen Kameraden hervorragend verstanden, erinnert sich Wister. „Entscheidend für den Wechsel war dann, dass es beim Militär damals laufend Umstrukturierungen gegeben habe. „Niemand wusste, ob er nicht bald irgendwohin versetzt werden würde. Bei der Justiz wurde mir versichert, dass man in einer bestimmten Haftanstalt seinen Dienst antritt und dann dort bis zur Pensionierung bleibt, wenn man das will.“ Außerdem, so ehrlich müsse man sein, sei die Bezahlung durch die Zulagen besser als beim Bundesheer.

„Ich glaube auch nicht, dass ich beim Militär die Entfaltungsmöglichkeiten gehabt hätte, die mir die Justiz bietet. Ganz besonders der frühere Karlau-Chef Dr. Josef Mock und sein Nachfolger Brigadier Gerhard Derler haben mich unglaublich gefördert. Nicht, weil ich so sympathisch bin (lacht), sondern, ich denke aufgrund meiner Leistungen.“

Heute ist Wolfgang Wister stellvertretender Leiter der Abteilung Grundausbildung in der Strafvollzugsakademie. Neben seiner beruflichen Tätigkeit absolvierte der ehrgeizige Kärntner zwei Studien. Einmal das Projektmanagement, was ihm auch beruflich nutze. „Wir haben viele Projekte am Laufen, und da ist es von Vorteil, wenn Methodenkompetenzen und Elemente aus den Bereichen Organisation und Führung als Hintergrund mitbringt.“ Aufbauend kam das Studium der Kommunikationswissenschaften, das Wister mit dem Master of Arts abgeschlossen hat. „Ich bin immer schon ein sehr kommunikativer Mensch gewesen. Es ist in unserem Job wichtig, viel Kommunikation zu betreiben. Mit den Insassen und mit den Kollegen. Als leitender Beamter ist es mir sehr wichtig, dass sich meine Mitarbeiter und meine Schüler wohlfühlen.“

Positive Erlebnisse sollen möglichst alle seine Schützlinge haben. „Das treibt dann auch mich immer wieder neu an, motiviert mich. Ich bin stolz darauf, wenn alle Schüler eines Kurses die Dienstprüfung bestehen und ich sie guten Wissens in ihre Stammanstalten schicken kann, weil ich weiß, dass sie dort eine hervorragende Arbeit leisten werden.“

Erfolgserlebnisse gebe es auch im Strafvollzug selbst, so freut es mich immer wieder, einen ehemaligen Insassen nach seiner Entlassung zufällig zu treffen und zu erfahren, dass er es geschafft hat, sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Das zeigt mir, das wir unsere Arbeit gut und richtig machen.                                           

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Das Ressidorf hat sie so berührt, dass sie geblieben sind

Begonnen hat alles 1995 mit ein paar Baucontainern und einem geschotterten Platz. Heute ist das Grazer Ressidorf in der Herrgottwiesgasse Anlaufstelle für derzeit 21 männliche Obdachlose, die psychische Schwierigkeiten haben und einen Schlaf- und Betreuungsplatz benötigen. Das von der Caritas geführte Dorf nimmt in erster Linie Männer mit Alkoholproblemen auf.

Bernhard Rauch kam 2004 als Zivildiener ins Ressidorf. „Ich war EDV-Techniker, habe mein Wirtschafts- und Bauwesenstudium abgebrochen, um hier meinen Job zu machen. Hier habe ich ein ganz anderes Leben kennengelernt. Die Menschen hier haben mich tief berührt und ich habe glücklicherweise ihre Betreuung zu meinem Beruf gemacht und bin Sozialbetreuer geworden.“

„Es hat damals zu wenig Angebote für Menschen, die an zumindest problematischem Umgang mit Alkohol leiden und nur schwer anpassungsfähig sind, gegeben. Diese Leute muss man so nehmen, wie sie sind, auch sie haben einen Platz verdient“, so Bernhard, der auch von allen so genannt wird. Die Einrichtung sei damals im Umbruch gewesen. Das von Linde Ressi gegründete Dorf sei erweitert und die baulichen Gegebenheiten seien verbessert worden. „Es war kein angenehmer und schöner Ort. Wir waren alle ungeheuer motiviert und wollten viel verändern. Das ist uns auch gelungen, weil jeder seine Fähigkeiten eingebracht und weit über das berufliche Muss hinaus gearbeitet hat“, erinnert sich Bernhard. Die Container wurden zum Beispiel gedämmt, Böden eingezogen, Heizmöglichkeiten geschaffen. Ich habe damals die Erfahrung gemacht, wenn man etwas anpackt, kann man auch etwas bewegen.“

Damals war Pierre Payer bereits im Ressidorf tätig, dessen Leiter er heute ist. Auch er kam über den Zivildienst in die Einrichtung und blieb ihr treu. Der Berufspädagoge schildert die Arbeit als herausfordernd, aber erfüllend und sinnstiftend. „Man lernt hier vieles von den Bewohnern und auch den Kollegen. Ich habe meine Berufswahl noch nie bereut.“

Wichtig ist es für Pierre Payer, immer auf Augenhöhe mit seinen Schützlingen umzugehen. „Wir reden ganz normal mit ihnen, niemals diskriminierend. Wir haben Bewohner nie hierarchisch behandelt und es war uns schon immer wichtig, mit allen gleich per Du zu sein.“ Trotz dieses freundschaftlichen Umgangs hätten er und seine Kollegen immer das Gefühl gehabt, respektiert zu werden. „Wir versuchen, immer ruhig zu bleiben und Ruhe zu bewahren. Schreien gibt es bei uns nicht.“

Selbst wenn ein Dorfbewohner absolut nicht in die Gemeinschaft integrierbar sei und man sich von ihm trennen müsse, passiere das auf ordentliche Art, versichert der Ressidorf-Leiter. „Dann versuchen wir, eine passendere Einrichtung für ihn zu finden, die besser mit seiner speziellen Persönlichkeit umgehen kann. Eines ist sicher, wir würden nie jemanden einfach auf die Straße stellen.“

Die Regeln im Ressidorf sind nur wenige, es herrscht eine lockere Atmosphäre, berichten Payer und Rauch. „Es gibt bei uns keine Ausgangszeiten. Wir bitten die Bewohner nur, uns Bescheid zu geben, wenn sie nicht nach Hause kommen, damit wir uns keine Sorgen machen müssen.“ Bis 23.30 Uhr seien Betreuer vor Ort, danach gebe es eine Rufbereitschaft. „Bei einem Notfall sind entweder Feuerwehr, Rettung oder wir sofort da.“

Ein fixer Bestandteil der Arbeit im Ressidorf ist die tägliche Heimhilfe. Um die Zuteilung der notwendigen Medikamente kümmert sich ein diplomiertes medizinisches Personal der Mobilen Pflege- & Betreuungsdienste der Caritas. 90 Prozent der Ressi-Bewohner werden von der Heimhilfe betreut. Für die Sauberkeit ist hingegen Melitta zuständig. „Sie ist seit zwölf Jahren bei uns“, sagt Pierre. „Sie bemüht sich rührend um unsere Leute und mit ihrer immer freundlich, lachenden Art sorgt sie für eine gute Stimmung.“

Die Bewohner des Ressidorfes sind in acht Zweibett- und fünf Einzelzimmern untergebracht. Außerhalb der Wohnmodule befinden sich die Bäder und Toiletten – „selbstverständlich barrierefrei“, wie Payer betont. Waschmaschinen und Trockner stehen ebenfalls zu Verfügung. Für die Bettwäsche gibt es ein professionelles Textilservice.

Ein Aufenthaltsraum mit Küche, Fernseher, Computer sowie einer Spiel- und Bücherecke sorgt für Abwechslung und bietet einen Ort für Kommunikation. „Wir geben täglich eine warme Mahlzeit aus, außerdem gibt es Kaffee und Kuchen für unsere Schützlinge.“ Lebensmittel- und Kleiderspenden sowie Hygieneartikel werden je nach Verfügbarkeit vergeben. Das Ressidorf-Team unterstützt die Bewohner bei diversen Ansuchen an Behörden, bei der Inanspruchnahme medizinischer Versorgung oder Geltendmachung von finanziellen Ansprüchen. „Wir beraten auch, wenn jemand Schulden hat oder helfen bei der Haushaltsführung.“

Mithelfen muss zwar niemand, dennoch wird es im Ressidorf gern gesehen, wenn die Bewohner bei der Grünpflege und der Reinigung der Anlage zupacken. „Für Beschäftigung sorgen auch unsere regelmäßigen Dorftreffen und Weihnachts- oder Geburtstagsfeiern.“ Einmal im Monat schaut eine Damenrunde vorbei, welche für die Bewohner kochen, mit ihnen Spiele spielt oder einfach nur redet.

Die Bewohner müssen monatlich 230 Euro für die Unterkunft bezahlen. Inkludiert sind das Mittagessen und Kaffee. „Aber nur, wenn sie ein Einkommen haben, wie zum Beispiel Invaliditätspension, um die wir gemeinsam mit ihnen ansuchen. Man sei eine spendenfinanzierte Einrichtung der Caritas, aber: „Wichtig ist es schon, dass die Bewohner auch etwas bezahlen müssen. Das hilft dabei, dass sie sich nicht als reine Bittsteller sehen, sondern auch einen Beitrag leisten. Umbauten und Ergänzungen, so Pierre Payer, wären auch schon wieder nötig. „Wir hoffen darauf, dass wir neue Böden legen können und ein Vordach bekommen - wäre ein echter Bedarf. Auch eine behindertengerechte Rampe würde die Sicherheit der Bewohner gewährleisten.“          

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