Schützenhöfer im Unruhestand


Vor neun Monaten hat der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer sein Amt übergeben. Mittlerweile hat er sich im politischen Unruhestand eingerichtet.

„Die Leichtigkeit des Seins war und ist mir nicht gegeben“, schildert Schützenhöfer seinen Charakter. „Aber es tut mir schon gut, dass die Last der Gesamtverantwortung weg ist.“ Es gebe immer noch genug Menschen, die ihn wegen verschiedenster Themen sprechen wollten oder ihn zu Veranstaltungen einladen würden. „Aber die Termine bestimme jetzt ich, und vor 10 oder 11 fahre ich sehr selten wo hin. Ich muss nicht mehr nach dem Wecker gehen.“

Belastendes habe er in seiner Amtszeit genug erlebt: „Ich war drei Tage im Amt, als es die Amokfahrt in Graz gab. Drei Monate, als die Flüchtlingskrise kam. Man musste Haltung zeigen, obwohl einem selbst die Knie schlottern.“ Naturkatastrophen wie der viele Schnee in Mariazell oder im Ennstal oder der Orkan Paula musste Hermann Schützenhöfer ebenso bewältigen wie die Corona-Pandemie oder zuletzt die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine.

Als Politiker sei er hoch hinausgekommen, erinnert sich Schützenhöfer schmunzelnd. „Zum Beispiel während der Schneekatastrophe in Mariazell, als ich auf den Dächern herumklettern musste, oder in der Stiftsbibliothek in Admont, wo ich mit dem Abt die höchsten Bücherregale inspizierte.“

Mariazell sei ohnehin einer seiner Lieblingsorte. „Wenn ich dort die Basilika besuche, führt mich mein erster Weg immer zur ehemaligen Grabstätte von Kardinal Mindszenty, dem Primas von Esztergom-Budapest. Der war ein Kämpfer für den Glauben, obwohl er das eigentlich gar nicht sein wollte. Mindszenty wollte in der wichtigsten Wallfahrtskirche der Ungarn bestattet werden, bis seine Heimat vom kommunistischen Joch befreit wurde. Und das war damals eben Mariazell.“ Neben Schladming sei Mariazell einer der beiden steirischen Orte, die weltweit bekannt seien.

„Wir sollten aufpassen, wenn wir jammern, denn wir leben an einem der privilegiertesten Orte der Erde”, mahnt der frühere Landeshauptmann. „Wir haben gutes Wasser, wir haben Wald – der mehr als die Hälfte des Landes bedeckt, wir haben tolle Kulinarik, Kultur und Sport und nicht zu unterschätzen Sicherheit.“ Er sage den Jungen oft, Kritik sei schon wichtig, aber nicht nur um der Kritik willen. „Es ist vielen Menschen oft nicht bewusst, dass wir all das haben, wonach Millionen von Menschen lechzen.“

Zusammen mit seinem Amtsvorgänger Franz Voves haben wir „ein Zeitfenster erwischt, in dem wir viel umsetzen konnten“, erinnert sich der Alt-Landeshauptmann. Die Gemeindestrukturreform gehöre ebenso zu den großen Erfolgen wie die Abschaffung des Proporzes in der Landesregierung oder die Deckelung der Ausgaben. „Mein Credo war immer: Man kann den Menschen die Wahrheit zumuten. Das kann aber nur gelingen, wenn man sich der Wahrheit zuvor selbst stellt.“

Ein bisschen leidet Hermann Schützenhöfer schon darunter, dass manche Dinge, die getan wurden, heute im Rückblick als Fehler kritisiert werden. Zu schaffen macht ihm auch, dass das Vertrauen in die Wissenschaft dramatisch abgenommen habe. Das habe man während der Pandemie deutlich gesehen. „Dass es einer Partei gelungen ist, wissenschaftliche Erkenntnisse einfach umzudrehen und Erfolge zu feiern, indem sie das Impfen verteufelt, damit hadere ich wirklich.“ Er selbst sei, so Schützenhöfer, aus schwierigen materiellen Verhältnissen gekommen und auch deshalb Zeit seines Lebens der katholischen Soziallehre ver- pflichtet. Darum verstehe er auch den weit verbreiteten Neid nicht. „Der ist in Österreich leider sehr ausgeprägt. Mir ist ein Freund lieber, der wirtschaftlich erfolgreich ist, weil dem kann ich sagen, eigentlich könntest du mir einen besseren Wein kredenzen.“

In der Pension hat Hermann Schützenhöfer endlich Zeit für Urlaube. Vor allem Kurztrips haben es ihm angetan: „Ich fahre mit meiner Frau gerne für ein paar Tage nach Grado, oder Caorle. Aber auch nach Deutschland, zum Beispiel in der Vorweihnachtszeit nach Dresden, oder nach Bayern oder Baden-Württemberg. „Dort kenne ich viele Politiker noch aus meiner aktiven Zeit.

 Außerdem schätze ich die Steirische Küche, unter anderem Zwiebelrostbraten mit Spätzle, auch wenn man danach einen Verdauungsschnaps braucht,“ schmunzelt er. Besonders freut ihn, nach 44 Ehejahren endlich mehr Zeit für seine Marianne zu haben.

Hermann Schützenhöfer

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