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Ein Leben für die Chirurgie, geprägt von Kindheitstraum und unermüdlicher Leidenschaft


Schon als Kind wusste Dr. Michael Plecko, dass er Arzt werden wollte. Seine Faszination für den menschlichen Körper war kein Zufall – geprägt von persönlichen Erlebnissen, die sein Leben und seine spätere Berufung nachhaltig beeinflussen sollten. Ein Schicksalsschlag im Alter von nur acht Jahren lenkte seinen Weg in eine Richtung, die ihn zu einem der renommiertesten Unfallchirurgen und Sporttraumatologen Österreichs machen würde.

Ein früher Kampf ums eigene Wohl

1968 stürzte der kleine Michael bei einem Schlittenunfall schwer. Sein Arm war verletzt, doch der behandelnde Landarzt erkannte sofort, dass mehr dahintersteckte. Eine pathologische Fraktur – ein Bruch innerhalb einer Knochenzyste, die die Medizin zu dieser Zeit noch kaum verstand. Es folgten zahlreiche Operationen, die ersten in einem Spital in Kärnten, wo ihm ein Kalbsknochen implantiert wurde. Doch der Körper stieß das Fremdmaterial ab, die Wachstumsfugen wurden zerstört, sein Arm blieb zehn Zentimeter kürzer. In ganz Kärnten wollte sich kein Arzt mehr an den komplexen Fall wagen.

Die Eltern standen vor einer schweren Entscheidung: Wien oder Graz? Sie wählten das Unfallkrankenhaus Graz – eine Entscheidung, die nicht nur Michaels Arm, sondern auch seine Zukunft als Mediziner prägen sollte. Dort begegnete er Professor Alois Titze, dem Mann, der später sein erster Chef werden sollte. Die Verbindung zwischen den beiden begann in jenen Tagen der Unsicherheit und des Schmerzes, als der kleine Michael als einer der ersten Patienten eine Knochentransplantation vom Becken erhielt. In den drei Monaten, die er in der Klinik verbrachte, entwickelte er eine tiefe Faszination für die Medizin. Er verfolgte jede Bewegung der Ärzte, durfte im Gipszimmer zusehen, stellte unermüdlich Fragen und wurde für das Personal bald mehr als nur ein Patient.

Orthopädische Behandlungen von Arbeitsunfallopfern fanden in einem Gebäude in der Theodor-Körner-Straße statt, welches 1919 erbaut wurde. Aufgrund der schlechten Raumsituation erfolgte 1981 die Übersiedlung des UKH Graz zum heutigen Standort in Graz-Eggenberg.

Seine Zeit im UKH Graz war prägend – nicht nur medizinisch, sondern auch menschlich. Da seine Eltern aufgrund der Entfernung selten zu Besuch kommen konnten, wurden die Krankenschwestern und Ärzte zu einer Art Ersatzfamilie. Besonders Frau Mitzi, die Gipse anlegte und den Ärzten das richtige Vorgehen beibrachte, nahm ihn unter ihre Fittiche. Hier lernte er spielerisch die ersten medizinischen Handgriffe und vertiefte seine Begeisterung für die Chirurgie.

 

Der Weg zum Spezialisten

Von diesem Moment an war sein Weg vorgezeichnet. Nach seiner Matura 1978 studierte er Medizin an der Universität Wien und promovierte 1984. Er begann seine Ausbildung am UKH Graz unter der Leitung seines einstigen Retters Prof. Alois Titze. Schon früh entdeckte er seine Leidenschaft für die Handchirurgie und Mikrochirurgie, denn die Ellenbogenchirurgie war damals Teil des Handteams. Doch die Schulter, komplex und anspruchsvoll, fesselte ihn besonders.

Durch internationale Fellowships – unter anderem bei renommierten Experten wie Professor Peter Habermayer in Stuttgart, Professor Herbert Resch in Salzburg, Professor Bernhard Morrey an der Mayo Clinic in den USA und Professor Peter O’Brien in Vancouver – vertiefte er sein Wissen und wurde zum Spezialisten für Schulterchirurgie. Seine Forschung zur Knochenheilung führte ihn an angesehene Institute wie die Charité in Berlin, die Vetsuisse University Zürich und das Ludwig Boltzmann Institut für experimentelle Chirurgie.

 

Herausforderungen als Ärztlicher Direktor

2015 wurde er ärztlicher Leiter des UKH Graz, 2018 dann ärztlicher Direktor des UKH Steiermark. In dieser Position war er nicht nur für die medizinische Qualität verantwortlich, sondern auch für die strategische Weiterentwicklung der Klinik. Die Zusammenführung der steirischen Standorte gegen erhebliche Widerstände war eine seiner größten organisatorischen Herausforderungen. Medizinisch gesehen waren es die schwierigen und oft ausweglos scheinenden Fälle, die ihn besonders prägten.

 

Der Fall Matthias Walkner – eine medizinische Meisterleistung

Einer dieser herausfordernden Fälle war die Behandlung von Motorrad-Rallye-Star Matthias Walkner. Ein schwerer Unfall in den USA hinterließ komplexe Trümmerbrüche am linken oberen Sprunggelenk, Schien- und Wadenbein waren mehrfach offen gebrochen. Die erste Operation dauerte fünfzehn Stunden die zweite zwölf. Dr. Plecko stellte ein hochspezialisiertes Team zusammen, um Walkners Bein zu retten. „Man kämpft für jeden Patienten, egal ob Spitzensportler oder Arbeiter aus der Mürzfurche. Jeder Mensch verdient die beste Behandlung“, sagt Plecko.

Die Rekonstruktion war eine technische Herausforderung. Der Knochen musste aus den zerstörten Stücken neu aufgebaut werden, ohne stabile Fixationspunkte. Ein massiver Weichteilschaden machte eine mikrochirurgische Deckung notwendig.  Die Zusammenarbeit mit Dr. Heinz Bürger, ein Spezialist für Mikrochirurgie und ein langjähriger Freund von Dr. Plecko aus Kärnten, erwies sich als lebensrettend. Am 25. Dezember 2023, mitten in den Weihnachtsfeiertagen, fand die entscheidende Operation statt – ein wahres Geschenk für Walkners Zukunft. Dr. Bürger wurde sofort kontaktiert und war am nächsten Tag in Graz, um bei der Operation mit seinen herausragenden mikrochirurgischen Fähigkeiten als rettender Engel zu assistieren.

Besonders anspruchsvoll war das Management der Weichteile. Die offenen Frakturen waren infektionsgefährdet, die Durchblutung des Gewebes musste optimiert werden. Es wurde ein komplexer mikrochirurgischer Lappen zur Deckung des Defekts verwendet, entnommen aus dem Oberschenkel. Zusätzlich musste der Knochen stabilisiert und mit modernsten Osteosynthese-Techniken aufgebaut werden, um langfristig die Funktionalität des Beins zu sichern. Heute sitzt Matthias Walkner wieder auf dem Motorrad. Nach voller Genesung und erfolgreicher Rehabilitation kehrt er sicher wieder auf die Rennstrecke zurück. „Spitzensportler sind besonders diszipliniert in der Reha, manchmal muss man sie eher bremsen als sie antreiben“, erklärt Dr. Michael Plecko.

Die intensive physiotherapeutische Betreuung und die enge Zusammenarbeit mit Spezialisten aus verschiedenen Bereichen spielen eine Schlüsselrolle in seiner Erholung. Walkners eisernes Durchhaltevermögen und der Einsatz eines interdisziplinären Teams haben dazu beigetragen, dass er nach einer so schweren Verletzung wieder gehen kann.

Auch andere Sportler, die schwere Verletzungen erlitten haben, konnten dank der Expertise von Dr. Plecko, Dr. Jürgen Mandl, Dr. Günter Kohrgruber und einem hochspezialisierten  Behandlungsteam ihre Karrieren fortsetzen.

 

Forschung und Leidenschaft

Neben seiner klinischen Arbeit ist Dr. Plecko in der Forschung aktiv. Er arbeitet an neuen Osteosynthesetechniken, der Verbesserung von Sehnenheilung und innovativen Implantaten. Besonders wichtig ist ihm die Ausbildung des Nachwuchses.

Trotz seiner intensiven Karriere findet er in der Natur seinen Ausgleich. Bergsteigen, Skifahren, Skitouren, Langlaufen, Paddeln und Radfahren helfen ihm, körperlich und geistig fit zu bleiben. Doch vor allem ist es der Rückhalt seiner Familie, der ihn antreibt.

Hat sich die Medizin in ihrer Zeit als Arzt verändert?

 „Ja, ganz stark sogar. Die Medizin ist ein schnelllebiges Metier, und die Entwicklungen gehen ganz schnell voran. Genau deshalb muss man ständig bis zum Schluss lernen und am Drücker bleiben. Hinhören, alles anschauen, auf Kongresse fahren und die Publikationen durchlesen. Man sollte gerade in der Medizin als guter Arzt am neuesten Stand bleiben und keine Information als nicht wichtig ansehen.” Michael Plecko hält immer wieder Vorträge international und lernt täglich dazu.

Seine enge Verbindung zu den Patienten ist für ihn essenziell. Besonders prägend waren für ihn die Momente, in denen er Patienten nach schweren Unfällen wieder ein funktionierendes Leben ermöglichen konnte. Dabei sieht er nicht nur die körperlichen Verletzungen, sondern auch die psychische Belastung. Die Rehabilitation und der interdisziplinäre Austausch zwischen Chirurgen, Physiotherapeuten und Psychologen sind für ihn zentrale Aspekte einer ganzheitlichen Behandlung.

Dr. Plecko arbeitet seit vielen Jahren in zwei internationalen Gruppen, die unabhängig voneinander sind, in denen neue Therapien und Implantate entwickelt werden. „Mein erstes Implantat, eine winkelstabile Platte für den proximalen Humerus, habe ich 1994 entwickelt. Es war lange das meistverkaufte Implantat. Man wächst da hinein, bekommt mehr und mehr Aufmerksamkeit und die Chancen, neue Ideen für die Therapie umzusetzen. Es macht mir sehr viel Spaß, und ich werde es auch in der Pension weitermachen. Wenn man ein neues Projekt auf den Markt bringt, wird man angefragt, ob man auch bei anderen mitmachen möchte. Ich habe nie Geld genommen, aber die Community weiß, wer der Entwickler ist. Ich zeichne immer wieder neue Implantate, Konzepte und Instrumente und lerne auch dabei, alles besser zu machen. Mit der Zeit schätzt dich die Community und ist auch bereit, dir zuzuhören, Geld zu investieren, wenn Prototypen gebaut werden. Es kostet Unmengen Geld, wenn man wieder etwas Neues plant.“

 

Ein Leben für die Chirurgie

Dr. Michael Pleckos Karriere ist geprägt von Leidenschaft, Beharrlichkeit und dem tiefen Wunsch, Menschen zu helfen. Sein eigener Leidensweg als Kind machte ihn nicht nur zu einem herausragenden Mediziner, sondern auch zu einem empathischen Arzt, der nie den Blick für den Menschen hinter der Verletzung verliert. „Die größten Lehren ziehe ich aus den Misserfolgen – aber auch aus den Momenten, wenn ein Patient nach einer vermeintlich aussichtslosen Situation wieder ein halbwegs normales Leben führen kann.“

Dr. Michael Plecko, ein Arzt, ein Forscher, ein Vordenker - und vor allem: ein Mensch mit einer tiefen, unerschütterlichen Hingabe an seine Berufung.

Prim. MR Dr. med. Michael Plecko

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