Für mehr Rücksichtnahme auf und den besseren Schutz von Fußgängern machen sich VP-Stadtrat Kurt Hohensinner und die Clubobfrau des VP-Gemeinderatsklubs, Daniela Gmeinbauer, stark. Im Frühstückgespräch mit dem Journal Graz kritisieren die beiden, dass sich die Verkehrspolitik in Graz offenbar nur mehr für Radfahrer zuständig fühle.
Fußgängern gebühre im Straßenverkehr ein besonderer Schutz, denn sie gehören zur großen Gruppe der ungeschützten Verkehrsteilnehmer. Es sei Faktum, dass sich das Konfliktpotenzial erhöhe, sobald sich Rad- und Fußverkehr eine Fläche teilen und eine größere Anzahl an Nutzern gleichzeitig aufeinandertreffe und unterschiedliche Nutzungsansprüche stellen. Das sei besonders im innerstädtischen Bereich der Stadt der Fall.
„Wir wollen, dass die Fußgängerzone ihren Namen auch wieder verdient. Man sieht, dass durch die Zunahme der Radfahrer und vor allem durch neue E-Fahrzeuge eine gemeinsame Nutzung von Straßen und Gassen in der engen Innenstadt einfach nicht mehr funktioniert. Wir dürfen nicht nur Fahrrädern mehr Raum geben, sondern haben die Verantwortung, auch die ungeschütztesten Verkehrsteilnehmer zu schützen: nämlich die Fußgänger!“, stellen Kurt Hohensinner und Daniela Gmeinbauer unisono fest.
Konflikte - und im schlimmsten Fall Unfälle - entstehen vor allem dann, wenn auf gemeinsamen Geh- und Radwegen keine Rücksicht auf die Fußgeher genommen wird und die Geschwindigkeit sich nicht dem Fußverkehr anpasst. Die Entwicklung von Unfällen mit Fußgängern, die in Zusammenhang mit Radfahrern passiert sind, zeigt laut Statistik Austria eine Steigerung im Zeitraum von 2013 bis 2022 von 31 Prozent, so die beiden Politiker.
Zur objektiven Gefahr für Fußgänger kommt auch noch das subjektive Empfinden, durch die Radfahrer bedroht zu sein. Hohensinner: „Das hat wiederum zur Folge, dass Fußgänger im schlimmsten Fall die gemeinsamen Flächen meiden.“ „Wenn Radfahrer auf Fußgänger nicht genug Rücksicht nehmen, müssen eben Maßnahmen ergriffen wer- den, um den Fußgängern endlich wieder Sicherheit in der Stadt zu geben“, fordert Gmeinbauer.
Die Gefahrenpotenziale würden sich zusätzlich durch motorbetriebene E-Fahrzeuge verschärfen, die durch ihre meist überhöhte Ge- schwindigkeit nicht nur Fußgänger - und hier vor allem Kinder und ältere Personen – gefährden. Die E-Mopeds und E-Chopper sind mittlerweile auch zu einer erheblichen Gefahr für die Radfahrer selbst geworden, kritisieren die Stadtpolitiker.
Gmeinbauer betont: „Wir wollen die Radfahrer nicht vertreiben oder verdrängen, sondern die Fußgänger besser schützen. Die derzeitige Situation in der Schmiedgasse, Hans-Sachs-Gasse oder Stubenberggasse ist für alle Beteiligten untragbar. Es ist das Gebot der Stunde, den Fahrradverkehr vom Fußgängerverkehr zu trennen, um beide besser zu schützen!“
Stadtrat Hohensinner und Clubobfrau Gmeinbauer fordern eine echte Fußgängerzone, in der auch Radfahren verboten ist: „Analog zum neu entstehenden Innenstadtring für den Radverkehr soll eine Zone für sicheres Zu-Fuß-Gehen in der Innenstadt entstehen. Dieser Fußgängerring muss Gassen, Wege und Plätze umfassen, die grundsätzlich für Fußgänger konzipiert sind und Familien mit Kleinkindern, beeinträchtigten Personen und Senioren ein unbeschwertes, freies und sicheres Gehen/Flanieren gewährleisten. Das sind vor allem die Schmiedgasse, Stubenberggasse, Hans-Sachs-Gasse, die Sporgasse, der Hauptplatz, Tummelplatz, Bischofsplatz und Färberplatz. Im Zuge der Errichtung und Neugestaltung diverser Radwege in der Innenstadt sollte man diese einmalige Chance nutzen und die genannten Gassen und Plätze zu echten Fußgängerzonen machen.“
Im Gemeinderat hat Daniela Gmeinbauer bereits einen Antrag eingebracht, der die zuständige Verkehrsreferentin Judith Schwentner auf- fordert, echte Fußgängerzonen, in denen Radverkehr analog zur Herrengasse nur in den Tagesrandzeiten erlaubt ist, umzusetzen. Der Vorstoß wurde von der Stadtkoalition aus KPÖ, SPÖ und Grünen abgelehnt. „Wir werden nicht müde werden, uns für mehr Schutz für die Fußgänger einzusetzen“, verspricht Hohensinner.
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