Die Rekrutierung neuer Mitarbeiter ist einer der Haupttätigkeitsbereiche von Major Wolfgang Wister, leitender Beamter in der Strafvollzugsakademie in Wien. Gesucht werden nicht nur junge Menschen, sondern durchaus auch ältere Bewerber, die in der Justizwache, der Pflege, als Sozialarbeiter, Psychologen und Ärzte oder Therapeuten tätig sein wollen.
„Seit Jahresanfang gibt es in der Strafvollzugsakademie zwei Planstellen, die sich um die Rekrutierung kümmern. Die Recruiting Officers Ost und West gehen dazu unter anderem auf Berufsmessen oder stellen das Projekt ,Justiz macht Schule‘ in Maturaklassen vor.“ Er selbst, so der Beamte, halte entsprechende Vorträge, zum Beispiel an der FH Joanneum im Kurs für Pflegemanagement. „Da konnte ich zuletzt mehr als 100 Teilnehmer ansprechen.“
Wichtig ist es für Wolfgang Wister, die Qualität der Arbeit im Strafvollzug richtig ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken. „Die Information über den Vollzug endet ja meistens innen an der Gefängnismauer. Es geht bei diesen Infos nicht nur darum, dass die Arbeit als solche interessant ist, es gibt auch viele positive Rückmeldungen der Insassen und zu deren Weg zur Resozialisierung.
Auf der Grazer Herbstmesse wurde ein weiterer Schritt unternommen, um das Image des Strafvollzugs weiter zu verbessern: An einem Stand wurde gezeigt, was die Gefängnisinsassen leisten. Dabei wurden die Produkte präsentiert, die die Häftlinge in den Werkstätten der Justizanstalt Graz-Karlau herstellen. Viele davon kann man, so Wister, im Jailshop unter www.jailshop.at online kaufen. Es handelt sich dabei um Unikate, die handgefertigt wurden.
Hautnah können Schüler, die bei „Justiz macht Schule“ mitmachen, die Justiz erleben. „Sie schauen sich erst eine Verhandlung bei Gericht an. Am nächsten Tag steht ein Gefängnisbesuch auf dem Programm, bei dem die Jugendlichen sich selbst ein Bild der Aufgaben der verschiedenen Berufsgruppen im Strafvollzug machen können.“
Wer sich dafür entscheidet, eine Karriere im Justizwachdienst zu beginnen, muss erst eine Aufnahmeprüfung bestehen. Dabei wird das Verständnis des Bewerbers für die österreichische Rechtsauffassung ebenso getestet wie das Talent, mit Menschen umzugehen. „Alles andere lernt man in der Ausbildung“, erklärt Wolfgang Wister.
Diese dauert zwölf Monate und gliedert sich in mehrere Phasen. Am Anfang steht die Theorie. 27 Wochen lang lernen die angehenden Justizwachebeamten die Grundzüge von Verfassungs-, Strafvollzugs- und Strafrecht und natürlich die Menschenrechte. Basiswissen zu Psychologie, Psychiatrie, Sozialarbeit und Erste Hilfe stehen ebenfalls auf dem Programm. Trainiert wird auch die Gesprächsführung. Sport, Einsatz- und Waffentraining sowie das Thema Sicherheit im Strafvollzug runden die theoretische Ausbildung ab. Danach folgen 21 Wochen Praxis. Dabei lernen die Schüler die Arbeitsrealität in Justizanstalten kennen. Sie versehen den Dienst in der Anstalt, in der sie später ihren Beruf ausüben sollen. In der vierwöchigen Abschlussphase wird das Gelernte wiederholt und gefestigt. Eine schriftliche und mündliche Dienstprüfung beendet die Ausbildung zum Justizwachebeamten.
Die Bezahlung ist durchaus gut: In der Ausbildung bekommen die Schüler ca. 1.700 Euro netto. Am Anfang der Berufsausübung erhalten sie dann 2.100 bis 2.200 Euro netto. Bis zu 14 Ausbildungslehrgänge werden pro Jahr in ganz Österreich abgehalten, drei davon finden jeweils in Graz statt. Der Bedarf an Berufsanfängern ist in der Justizwache groß. Wister: „Derzeit gehen viele ältere Kollegen in den wohlverdienten Ruhestand, ihre Planstellen müssen nachbesetzt werden. In der Steiermark suchen wir deshalb immer wieder neue Mitarbeiter für die Anstalten Graz-Jakomini, Graz-Karlau und Leoben.“
Bewerben kann sich jeder österreichische Staatsbürger, der mindestens 18 Jahre alt ist. „Aber wir nehmen auch ältere Bewerber, die sich beruflich umorientieren wollen, Handwerker sind bei uns sehr gefragt“, schildert Wolfgang Wister. Die würden dann tagsüber in den Werkstätten das Wissen aus ihrem früheren Beruf weitergeben, im Nachtdienst seien sie im Exekutivdienst tätig. Geht es nach aktueller Gesetzeslage, könne man auch noch kurz vor dem Pensionsalter eine neue Karriere in der Justizwache beginnen.
Angst vor der Sportprüfung muss niemand haben, versichert der leitende Beamte. „Innerhalb der Ausbildung wird jeder so trainiert, dass er diese normalerweise auch besteht.
Es sei ein spannender Beruf, der ausgesprochen vielseitig sei, betont der Ausbildner. Ein wichtiger und großer Teil ist der psychologische Aspekt. „Natürlich haben wir eine Nahkampf- und auch eine Schießausbildung. Aber soweit soll es gar nicht kommen. Unsere wichtigste Waffe ist das Wort!“ Am Tag versehen die Beamten ihren Dienst ohnehin mit mindergefährlichen Waffen, wie ein Pfefferspray und einen Teleskopeinsatzstock, im Nachtdienst und bei Ausführungen von Insassen, führen die Beamten eine Pistole vom Typ Glock 17 mit sich.
Die Arbeitsbedingungen, so Wister, seien ausgesprochen gut. „Wir bieten neben der Ausbildung und der guten Bezahlung auch eine Unterkunft an. Wer will, bekommt bis zu sechs Monate lang gratis ein Zimmer in unserem Gästehaus. Dort gibt es auch eine Gemeinschaftsküche, in der man sich ein Essen zubereiten kann.“ Daneben steht den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der JA Graz-Karlau ein modern eingerichtetes Fitnessstudio zur Verfügung, schwärmt ein Beamter. Auch andere Sportmöglichkeiten, etwa Tischtennis, können im Ausbildungszentrum in Graz ausgeübt werden. „Das alles wird gerne genutzt, es stärkt auch das soziale Miteinander unter Kollegen.“
Dass man in der Justizwache Karriere machen kann, erläutert Wolfgang Wister am eigenen Beispiel: „Ich habe in der Justizanstalt Graz-Karlau als ganz normaler Justizwachebeamter angefangen, dann den Dienstführerkurs absolviert. Jetzt bin ich leitender Beamter in der Strafvollzugsakademie. Das alles habe ich in nur zwölf Jahren geschafft“, ist er stolz.
In die Wiege gelegt war ihm seine Tätigkeit nicht. Wolfgang Wister begann als Einzelhandelskaufmann in der Sportartikelbranche. Nach der Lehre leistete er seinen Wehrdienst beim Bundesheer ab und ging als Soldat zu den UN-Einsätzen nach Syrien und Israel sowie nach Bosnien-Herzegowina. Wister holte die Matura im zweiten Bildungsweg nach und absolvierte die Offiziersausbildung. „Komischerweise bin ich währenddessen auf die Justizwache aufmerksam geworden und habe mich beworben.“
Es sei eine schwierige Entscheidung gewesen, ob er dem Bundesheer treu bleiben oder in die Zuständigkeit eines anderen Ministeriums abwandern solle. „Ich weiß es heute noch, als wäre es gestern gewesen. Bei einem Nachtdienst habe ich ein Blatt Papier genommen, in der Mitte einen Strich gemacht und Pro und Kontra für beide Berufe aufgeschrieben. Dabei ist die Entscheidung für die Justizwache gefallen. Sie war goldrichtig und ich bereue nicht, dass ich es getan habe.“
Er habe einen fixen Job beim Heer gehabt und sich auch mit seinen Kameraden hervorragend verstanden, erinnert sich Wister. „Entscheidend für den Wechsel war dann, dass es beim Militär damals laufend Umstrukturierungen gegeben habe. „Niemand wusste, ob er nicht bald irgendwohin versetzt werden würde. Bei der Justiz wurde mir versichert, dass man in einer bestimmten Haftanstalt seinen Dienst antritt und dann dort bis zur Pensionierung bleibt, wenn man das will.“ Außerdem, so ehrlich müsse man sein, sei die Bezahlung durch die Zulagen besser als beim Bundesheer.
„Ich glaube auch nicht, dass ich beim Militär die Entfaltungsmöglichkeiten gehabt hätte, die mir die Justiz bietet. Ganz besonders der frühere Karlau-Chef Dr. Josef Mock und sein Nachfolger Brigadier Gerhard Derler haben mich unglaublich gefördert. Nicht, weil ich so sympathisch bin (lacht), sondern, ich denke aufgrund meiner Leistungen.“
Heute ist Wolfgang Wister stellvertretender Leiter der Abteilung Grundausbildung in der Strafvollzugsakademie. Neben seiner beruflichen Tätigkeit absolvierte der ehrgeizige Kärntner zwei Studien. Einmal das Projektmanagement, was ihm auch beruflich nutze. „Wir haben viele Projekte am Laufen, und da ist es von Vorteil, wenn Methodenkompetenzen und Elemente aus den Bereichen Organisation und Führung als Hintergrund mitbringt.“ Aufbauend kam das Studium der Kommunikationswissenschaften, das Wister mit dem Master of Arts abgeschlossen hat. „Ich bin immer schon ein sehr kommunikativer Mensch gewesen. Es ist in unserem Job wichtig, viel Kommunikation zu betreiben. Mit den Insassen und mit den Kollegen. Als leitender Beamter ist es mir sehr wichtig, dass sich meine Mitarbeiter und meine Schüler wohlfühlen.“
Positive Erlebnisse sollen möglichst alle seine Schützlinge haben. „Das treibt dann auch mich immer wieder neu an, motiviert mich. Ich bin stolz darauf, wenn alle Schüler eines Kurses die Dienstprüfung bestehen und ich sie guten Wissens in ihre Stammanstalten schicken kann, weil ich weiß, dass sie dort eine hervorragende Arbeit leisten werden.“
Erfolgserlebnisse gebe es auch im Strafvollzug selbst, so freut es mich immer wieder, einen ehemaligen Insassen nach seiner Entlassung zufällig zu treffen und zu erfahren, dass er es geschafft hat, sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Das zeigt mir, das wir unsere Arbeit gut und richtig machen.
Diese Seite verwendet Cookies zur Weiterentwicklung des Angebotes. Cookies, die für den grundlegenden Betrieb der Website verwendet werden, sind bereits festgelegt. Informationen zu den Cookies und wie man diese entfernt finden Sie in unserer Datenschutzbestimmung. | |
Ich akzeptiere Cookies von dieser Seite Zustimmen |