Der Koordinator des steirischen Katastrophenschutzes

Die Fachabteilung Katastrophenschutz ist eine der tragenden Säulen des steirischen Katastrophenschutzes und ihr Leiter Hofrat Mag. Harald Eitner ein Mann, dessen tägliches Engagement und vorausschauende Planung in entscheidenden Momenten vielen Menschen das Leben erleichtert – oft sogar rettet. Mit 58 Jahren blickt der studierte Jurist und erfahrene Einsatzleiter auf eine beeindruckende Karriere zurück, die ihn zu einem anerkannten Experten für Katastrophenbewältigung und Krisenmanagement gemacht hat.

Seit 2015 leitet Harald Eitner den Katastrophenschutz in der Steiermark und ist mit seinem Team bemüht, nicht nur reaktiv, sondern auch präventiv Naturkatastrophen und Krisen zu bewältigen. In einer Zeit, in der der Klimawandel extreme Wetterlagen wie Überschwemmungen, Hitzewellen und Starkregenereignisse immer häufiger macht, fordert sein Beruf nicht nur seine langjährige Erfahrung, sondern auch jede Menge Leidenschaft, Innovationskraft und Einsatzbereitschaft.

Das kleine, aber hoch spezialisierte Team von etwa 50 Personen rund um Harald Eitner betreibt eine komplexe Infrastruktur: Die Landeswarnzentrale, das Rückgrat der steirischen Bevölkerungswarnung, alarmiert kleinere Einsatzorganisationen wie die Bergrettung und gewährleistet rund um die Uhr, dass die Bevölkerung im Katastrophenfall so schnell wie möglich informiert und geschützt wird. Rund 350 Funkmasten, die die Kommunikationsinfrastruktur aller Einsatzorganisationen sicherstellen, werden ebenfalls von Eitners Team betreut. Für die Wartung dieser Funkmasten stehen speziell ausgebildete Techniker bereit, die rund um die Uhr einsatzbereit sind und bei Störungen sofort zur Stelle sind. Neben der Infrastruktur für Kommunikation und Alarmierung übernimmt das Team auch die Organisation und Bereitstellung des Rettungs- und Notarztwesens. Mit der Organisation von 14.500 Notarztdiensten im bodengebunden Notarztwesen und über 2.000 Notarztdiensten jährlich gewährleistet Eitners Abteilung, dass die steirische Bevölkerung stets notfallmedizinisch versorgt wird, selbst in entlegenen Regionen.

Ein Alltag im Katastrophenschutz Steiermark bedeutet für den Leiter Harald Eitner und seine Mitarbeiter nie nur Routine. Die Verwaltung von Fördermitteln, der Betrieb der Landeswarnzentrale, die Organisation des Rettungs- und Notarztwesens, Verträge mit Partnerorganisationen wie dem Roten Kreuz und die Betreuung von 400 freiwilligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des steirischen Kriseninterventionsteams verlangen von jedem Einzelnen höchste Einsatzbereitschaft und Flexibilität. Ein funktionierender Katastrophenschutz wird nur durch die enge Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen wie der Feuerwehr, dem Roten Kreuz und dem Bundesheer möglich, auf die der Koordinator Eitner großen Wert legt. Das Zusammenwirken der Behörden und der Einsatzkräfte ist für Harald Eitner essenziell: „Bei allem Respekt, aber ein Bezirkshauptmann wird kaum mehr Erfahrung haben als ein Einsatzleiter der Feuerwehr, der bereits 25 Katastrophen bewältigt hat.“ Diese enge Zusammenarbeit in den Krisenstäben ermöglicht es, schnell und effektiv zu handeln und in Extremsituationen die bestmöglichen Entscheidungen zu treffen.

Was Harald Eitner auszeichnet, ist sein unermüdlicher Einsatz für ein präventives Krisenmanagement, das die Bevölkerung aktiv einbezieht. Besonders stolz ist er auf das neue Warnsystem, AT-Alert. Es ermöglicht, präzise Warnungen direkt an die Mobiltelefone der Menschen zu senden, eine Technologie, die das bisherige Sirenensystem gut ergänzt. Jetzt kann jedem, der sich in einer Gefahrenzone aufhält, eine genaue Information zu Ort und Zeit der Bedrohung übermittelt und der Bevölkerung konkrete Handlungsempfehlungen gegeben werden. „Die beste Rettungskette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied, und das darf niemals die Bevölkerung selbst sein,“ betont Harald Eitner und erklärt weiter, dass der Erfolg auch des besten Warnsystems von der Bereitschaft der Menschen abhängt, die Warnungen ernst zu nehmen und sich entsprechend zu verhalten.

Für Eitner hat der Klimawandel massive Auswirkungen auf den Katastrophenschutz. Ereignisse wie die aktuellen Überschwemmungen in Valencia oder die verheerenden Waldbrände in Südeuropa führen vor Augen, dass Extremwetterlagen in naher Zukunft auch die Steiermark häufiger treffen könnten. „Wir sehen, dass sich das Mittelmeer immer stärker aufheizt und damit auch unsere Region beeinflusst,“ erklärt er und sieht die Zunahme der Unwetter als eine der größten Herausforderungen für die kommenden Jahre. Der Klimawandel stellt den Katastrophenschutz vor neue und noch nie dagewesene Herausforderungen. Der Katastrophenschutz reagiert mit verstärkten Fortbildungen der Einsatzkräfte, neuen Investitionen in die Ausrüstung der Feuerwehren und der Stärkung überregionaler Katastrophenhilfsdiensteinheiten in allen 17 Feuerwehrbereichen der Steiermark. „Es ist unerlässlich, dass wir unsere Einsatzkräfte mit den notwendigen Kompetenzen und Ausrüstungen ausstatten, um auf die sich verändernden Bedrohungen vorbereitet zu sein,“ betont er. Um den Anforderungen gerecht zu werden, wurden bereits 10 Millionen Euro in moderne Katastrophenausrüstung investiert, und für die nächste Legislaturperiode hat die Landespolitik weitere 25 Millionen zugesagt.

Für den erfahrenen Katastrophenschützer gehört auch die kontinuierliche Fortbildung aller Einsatzkräfte zu den wesentlichen Bestandteilen der Vorbereitung auf künftige Krisen. Ob es um die Brandbekämpfung bei Photovoltaikanlagen geht, das Löschverhalten von Elektrofahrzeugen oder die Anwendung digitaler Systeme für die Stabsarbeit – Harald Eitner ist sich sicher, dass nur gut geschulte Einsatzkräfte den kommenden Herausforderungen gewachsen sein werden. „Es wäre großartig, wenn sich noch mehr Menschen bei den freiwilligen Organisationen engagieren würden. Unsere Gesellschaft braucht diese Bereitschaft und den Einsatz aller,“ sagt er und spricht damit einen wichtigen Appell an die Bevölkerung aus.

Harald Eitner selbst ist eine beeindruckende Persönlichkeit, die zwischen Kriseneinsätzen und Familienleben Balance findet. Seit einem Jahr ist er mit seiner Frau Marianne verheiratet und verbringt seine knappen freien Stunden gerne mit ihr in der Küche – ein gemeinsames Hobby, das beide schätzen und genießen. „Bei uns wird kaum ein Gericht zweimal gekocht, wir probieren alles aus“, erzählt er schmunzelnd. Für ihn sind die Momente mit seiner Familie nicht nur ein Rückzugsort, sondern auch eine Quelle der Stärke, die ihm hilft, den belastenden Alltag zu meistern. Diese persönlichen Momente geben ihm die Energie, die er für seinen Beruf braucht.

Mit Leidenschaft blickt Harald Eitner in die Zukunft des Katastrophenschutzes und hat klare Ziele für die kommenden Jahre: „Wenn es keine Pensionsreform mehr gibt, habe ich noch sieben Jahre bis zu meiner Pensionierung. Insofern ist die Zukunft überschaubar, was den Katastrophenschutz betrifft. In dieser Zeit möchte ich die Digitalisierung der Alarmierung vorantreiben und die Katastrophenschutzplanung in der Steiermark auf neue Beine stellen. Gemeinsam mit dem Zivilschutzverband möchte ich das Bewusstsein in der Bevölkerung für Eigenvorsorge in allen Lebensbereichen – ob Hochwasser, Blackout oder andere Krisen – schärfen. Wenn es uns als Gesellschaft gemeinsam gelingt, die nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit das hohe Maß an ehrenamtlichem Engagement, auf das sich der Katstrophenschutz in der Steiermark stützt, erhalten wird, sehe ich auch den kommenden Herausforderungen durchaus optimistisch entgegen.“

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Sicherheit und Nachwuchs

In der Steiermark ist die Polizei derzeit auf allen Ebenen gefordert, sei es bei Großveranstaltungen, auf Weihnachtsmärkten oder durch den anhaltenden Bedarf an Nachwuchs für den Polizeidienst. Trotz erhöhter Sicherheitsbedenken und der globalen Bedrohungslage ist die Polizei bestrebt, den Bürgerinnen und Bürgern ein sicheres Gefühl zu vermitteln, ohne dabei die Freiheiten und das Zusammenleben einzuschränken. „Mit bewährten Schutzmaßnahmen und spezifischen Gefährdungsanalysen für jede Veranstaltung arbeitet die Polizei daran, potenzielle Risiken auf ein Minimum zu reduzieren – auch wenn absolute Sicherheit nie garantiert werden kann”, so Chefinspektor Fritz Grundnig.

Herr Chefinspektor, in Zeiten erhöhter Sicherheitsbedenken: Wie bewertet die Steirische Polizei die Sicherheit auf Veranstaltungen und Christkindlmärkten? Gibt es besondere Maßnahmen, um die Sicherheit der Besucher zu gewährleisten?

Die Terroranschläge in Europa in den vergangenen Jahren mahnen die Polizei zur Vorsicht. Obwohl keine konkreten Gefährdungen bekannt sind, kann eine einhundertprozentige Sicherheit niemand garantieren. Die Terrorwarnstufe in Österreich befindet sich nach wie vor auf der zweithöchsten Stufe. Man kann nur das Risiko so gut wie möglich senken. Das funktioniert nur mit entsprechender Vorbereitung. Jede Veranstaltung wird einer Gefährdungsanalyse unterzogen und danach richtet sich der Behördenauftrag bzw. auch die Einsatzplanung der Polizei. Alle technischen, baulichen und personellen Sicherheitsmaßnahmen, die möglich sind, werden auch eingesetzt. Details zu den Maßnahmen werden aus taktischen Gründen nicht veröffentlicht.

Gibt es spezifische Gefahrenquellen, die auf Märkten oder bei Veranstaltungen besonders im Fokus stehen?

Anschläge im Ausland haben gezeigt, dass die Möglichkeit des Einsatzes von Fahrzeugen gegen Personen in Betracht gezogen werden muss. Daher auch die oben erwähnten  baulichen und technischen Maßnahmen.

Können Bürger Ihrer Meinung nach weiterhin sorglos zu solchen Veranstaltungen gehen, oder sollten sie bestimmte Vorsichtsmaßnahmen treffen?

Wie von der Politik schon des Öfteren kommuniziert: Wir lassen uns durch derartige Bedrohungen nicht verunsichern. Genau das ist nämlich die Absicht der Terroristen: Angst in der Bevölkerung zu verbreiten und dadurch die Sicherheit zu destabilisieren. Die Polizei gewährleistet durch ihre Arbeit eine möglichst hohe Sicherheit bei diesen Veranstaltungen.

Wie hoch ist aktuell das Interesse von Jugendlichen, Frauen und Männern, in den Polizeidienst einzutreten? Gibt es spezifische Programme, um Nachwuchs zu fördern?

Das Interesse von Jugendlichen und jungen Erwachsenen an der Polizeiarbeit ist nach wie vor sehr hoch. Der Polizeiberuf ist spannend, vielfältig, aber auch anspruchsvoll. Wir brauchen starke Persönlichkeiten, die mit den besonderen Herausforderungen umgehen können. Der Dienst an der Gesellschaft ist fordernd, aber als Teil der großen Polizeifamilie durchaus leistbar.

Wie wichtig sind Gehalt und finanzielle Anreize bei der Entscheidung, zur Polizei zu gehen? Sind das häufige Themen bei Bewerbungsgesprächen?

Natürlich gibt es bei den Recruiting-Veranstaltungen immer wieder auch Fragen zum Gehalt. Deshalb wurde durch die Recruiting-Offensive des Bundesministeriums für Inneres unter anderem auch das Anfangsgehalt der Aspiranten (Polizisten in der Grundausbildung) angehoben. Weitere Anreize wie ein gratis Klimaticket oder die Möglichkeit der Führerscheinausbildung während der Grundausbildung verstärken das Interesse naturgemäß.

Wie gestaltet sich die Arbeitszeit bei der Polizei in der Steiermark? Gibt es Modelle, die auf die Bedürfnisse von Familien Rücksicht nehmen?

Es gibt im Rahmen des Beamtendienstrechts Möglichkeiten, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. Allerdings muss den Bewerbern bewusst sein, dass Polizeiarbeit 24/7 gewährleistet sein muss. Daher ist wie in anderen Bereichen (Arzt, Krankenpflegedienst, Berufsfeuerwehr …) auch mit Nacht- und Wochenenddiensten zu rechnen.

Wie viele Frauen und Männer sind aktuell in der Steiermark im Einsatz? Und wird weiteres Personal gesucht, um den Bedarf zu decken?

Der Frauenanteil in der Polizei beträgt derzeit rund 30 Prozent - in den Grundausbildungslehrgängen teilweise bereits über 50 Prozent. Wie bereits erwähnt, sind wir immer wieder auf der Suche nach geeigneten Interessenten und daher auf einer Vielzahl von einschlägigen Veranstaltungen (z.B. Berufs- und Bildungsmessen) präsent. Die Polizei in der Steiermark hat nunmehr einen historischen Höchststand (ca. 4.600 Polizistinnen und Polizisten) erreicht.

Wie lange dauert die Ausbildung bei der Polizei und welche Schritte umfasst sie?

Die Polizeigrundausbildung dauert insgesamt zwei Jahre, die bereits auch Praxisphasen enthalten. Sie ist so vielfältig wie der Beruf selbst: praxisorientiert und vernetzt mit den verschiedenen Ausbildungsinhalten. Dabei wird umfassendes rechtliches, einsatztaktisches und technisches Wissen vermittelt. Ebenso werden persönlichkeitsbildende und sozialkommunikative Einheiten und umfangreiche Trainings absolviert. Die Ziele sind, Handlungssicherheit und Bürgernähe auf Basis eines menschenrechtskonformen Verhaltens zu vermitteln.

Ist es notwendig, zuerst im Streifendienst zu arbeiten, bevor man eine Laufbahn als Kriminalbeamter einschlagen kann?

Für alle Sonderverwendungen in der Polizei gilt es, zuerst einige Jahre im Streifendienst zu verrichten. Erst dann gibt es die Möglichkeit, sich zu spezialisieren.

Manche Situationen führen dazu, dass auch erfahrene Polizisten an ihre persönlichen Grenzen stoßen? Werden spezielle Trainings oder Betreuungsangebote für solche Fälle bereitgestellt? Gibt es Fälle, in denen Polizisten den Druck der täglichen Arbeit nicht standhalten? Welche Maßnahmen gibt es, um die psychische Gesundheit der Beamten zu unterstützen?

Bereits seit einigen Jahren gibt es polizeiintern die Einrichtung des so genannten „Peer Supports“. Das sind Kollegen aus der Praxis, die besonders geschult auf die Bedürfnisse des Einzelnen eingehen können. Diese Einrichtung ist nicht verpflichtend, wird aber in den vergangenen Jahren immer mehr in Anspruch genommen.

Wurden viele Kinder im Jahr 2024 in der Steiermark als vermisst gemeldet, und wie viele davon konnten wiedergefunden werden?

Meist handelt es sich bei den Kindern um Kurzzeitabgängige, die nach wenigen Tagen wiedergefunden und den Erziehungsberechtigten übergeben werden können. Oft handelt es sich um so genannte „Dauerabgängige“, die immer wieder für ein paar Tage verschwinden. Das heißt, die Aufgriffsquote bei abgängigen Kindern beträgt nahezu 100 Prozent.

Gibt es Statistiken zu vermissten Erwachsenen? Wie hoch ist der Anteil derer, die nicht wieder auftauchen?

Abgängigkeit von Erwachsenen ist gesondert zu betrachten. Als freier und im vollen Besitz seiner geistigen Fähigkeiten stehender Erwachsener kann man seinen Aufenthaltsort frei wählen und muss auch niemanden darüber Bescheid geben.  Steht allerdings der Verdacht eines Unfalls oder eines Verbrechens im Raum, werden von der Polizei entsprechende Fahndungsmaßnahmen eingeleitet. Mehr Informationen dazu gibt es auf der  Homepage des Bundeskriminalamtes: KAP – Kompetenzzentrum Abgängige Personen.

Wie viele Mordfälle gab es 2024 in der Steiermark und gibt es Unterschiede in der Häufigkeit zwischen den Geschlechtern?

Vollendete Mordfälle scheinen in der Steiermark für 2024 insgesamt fünf auf. Bei drei Fällen hat sich der Täter nach der Tat suizidiert. Bei allen Fällen war der Täter männlich (drei weibliche Opfer). Alle Fälle wurden aufgeklärt, d.h. in diesem Deliktsfeld liegt die Aufklärungsquote bei 100 Prozent. 

Wie oft werden Polizeiinspektionen zu Einsätzen wie Nachbarschaftsstreitigkeiten gerufen? Wie wird entschieden, welche Anrufe Priorität haben?

Von der Polizei wird jede Anzeige ernst genommen, entsprechende Erhebungstätigkeiten werden eingeleitet. Die Polizei hat eine gesetzliche Verpflichtung zur Gefahrenerforschung. Meistens stellen sich die Nachbarschaftsstreitigkeiten als Privatrechtsdelikte bzw. Zivilrechtsangelegenheiten heraus, womit die Polizei keine weiteren Befugnisse mehr besitzt. Eine Statistik wird nicht geführt. 

Muss jeder eingehende Notruf bearbeitet werden, oder gibt es Fälle, in denen eine telefonische Beratung ausreichend ist?

Die Notrufe werden ausnahmslos von der Landesleitzentrale der Polizei entgegengenommen. Der Notrufbearbeiter wird in der Regel die nächstgelegene Polizeistreife verständigen und von dieser werden die Ersterhebungen aufgenommen. Erst danach wird das weitere Einschreiten der Polizei festgelegt.

Wie bereitet sich die Polizei auf mögliche Krisensituationen wie Naturkatastrophen oder Großereignisse vor? Gibt es spezielle Krisenteams oder Trainingseinheiten?

Krisensituationen oder Naturkatastrophen zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich  unvorhersehbar ereignen. Immer wieder werden derartige Situationen mit anderen Einsatzorganisationen beübt, so können sich die Polizisten entsprechend vorbereiten. Bei größeren Ereignissen wird ein Einsatzstab gebildet, dessen Strukturen vorgegeben sind und somit eine Kommunikation und Lageführung auf kurzem Wege möglich machen. Dieses System hat sich sehr gut bewährt und wird auch bei geplanten Großeinsätzen erfolgreich umgesetzt.

Hat sich die Arbeit der Polizei in den letzten Jahren durch gesellschaftliche Entwicklungen, wie etwa die zunehmende Digitalisierung, verändert? Werden dadurch auch Maßnahmen gegen Cyberkriminalität intensiviert? Welche Rolle spielt dieser Bereich aktuell?                       

Fakt ist, dass sich durch den technischen Fortschritt und die Digitalisierung die Deliktsfelder verändert und zu großen Herausforderungen in der Polizeiarbeit geführt haben. Das Thema „Cybercrime“ ist in den letzten Jahren massiv angestiegen und dieser Trend ist auch in Zukunft zu erwarten. Deshalb hat das Bundesministerium auch in diesem Deliktsfeld reagiert. Es wurden beispielsweise Kriminalassistenzdienststellen in den Regionen instaslliert, wo speziell ausgebildetes Fachpersonal Dienst verrichtet. Weiters wurde ein „Cybercrime-Trainings-Center“ geschaffen, um die Polizisten bestens in diesem Deliktsfeld zu schulen.

Welche technischen Hilfsmittel nutzt die Polizei im Alltag? Sind Drohnen, Kameras oder KI-gestützte Technologien bereits Teil des Standardrepertoires?

Grundsätzlich müssen technische Hilfsmittel für den Polizeieinsatz getestet werden. Erst nach erfolgreichen Tests werden diese Hilfsmittel vom Bundesministerium für Inneres ausgeschrieben, angekauft und den Polizeidienststellen zur Verfügung gestellt. Kameras und Drohnen werden schon seit Jahren in der Polizeiarbeit eingesetzt, KI-Unterstützung derzeit noch nicht.

Wie wichtig ist das Vertrauen der Bevölkerung in die Polizeiarbeit? Was unternimmt die Polizei, um das Vertrauen der Bürger in der Steiermark zu stärken und wie geht die Polizei mit kritischen Stimmen aus der Bevölkerung oder der Presse um? Gibt es besondere Maßnahmen, um Transparenz zu fördern?

Beim OGM/APA-Vertrauensindex für Institutionen 2022 steht die Polizei mit 55 Prozent an der Spitze. Durch eine Vielzahl an Maßnahmen ist die Polizei bestrebt, diesen Status nicht nur zu halten, sondern noch auszubauen. Ich darf beispielsweise an das Projekt GEMEINSAM.SICHER erinnern, bei dem die Polizei auf die Bürger zugeht und somit Probleme und Herausforderungen aus erster Hand wahrnimmt. Transparenz in der Öffentlichkeitsarbeit steht in den Vorgaben an oberster Stelle. Nur durch offene, rasche und transparente Berichterstattung erreicht man das Vertrauen der Öffentlichkeit. Sehr schnell kommen in der „Community“ diverse Gerüchte auf, die von der Öffentlichkeitsarbeit sehr rasch und transparent richtiggestellt werden müssen.

Welche Präventionsprogramme gibt es, um junge Menschen über Sicherheit und Gefahren aufzuklären? Besucht die Polizei z. B. Schulen, um Jugendlichen mehr über den Polizeiberuf zu erzählen?

Seitens der Polizei gibt es einige Präventionsprogramme, die vor allem an den Schulen präsentiert und umgesetzt werden. Diese Programme sind altersangepasst und werden auch von den Schulen sehr gerne angenommen. Beispiele dafür sind „Kinderpolizei“, „CyberCids“, „Under18“ oder „RE#work“ (Extremismusprävention). Der Recruiting-Gedanke ist bei diesen Projekten zweitrangig.

Werden spezielle Aktionen oder Projekte für Jugendliche angeboten, die daran interessiert sind, Polizist zu werden?

Zielgruppe bei den Recruiting-Veranstaltungen ist die Altersgruppe von 15 bis 18, da diese meist kurz vor dem Schul- bzw. Berufsabschluss steht und eventuell Interesse am Polizeiberuf hat. Spezielle Aktionen oder Projekte diesbezüglich gibt es derzeit nicht.

Welche Maßnahmen gibt es, um Diversität innerhalb der Polizei zu fördern? Werden spezifische Programme angeboten, um mehr Menschen mit Migrationshintergrund oder Frauen für den Beruf zu gewinnen?

Keine gezielten Maßnahmen. Wer Interesse hat, die Voraussetzungen erfüllt und geeignet ist, ist herzlich willkommen. Frauen und Männer sind im Polizeiberuf absolut gleichgestellt.

Welche Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung gibt es für Polizeibeamte? Wie wichtig sind Fortbildungen und Spezialisierungen in der Karriereplanung?

Nach der Grundausbildung bieten sich den Polizisten eine Vielzahl an Weiterbildungsmöglichkeiten. Grundlegend darf hier die Grundausbildung für „dienstführende Beamte“ (mittlere Führungsebene, Kommando von Inspektionen und Fachbereichen) oder die gehobene Laufbahn („Offiziere“ bzw. „leitende Beamte“) mit inkludiertem Studium und akademischem Abschluss an der Sicherheitsakademie bzw. FH genannt werden. Zudem gibt es während der Berufslaufbahn zahlreiche Spezialisierungsmöglichkeiten (Diensthundeführer, Kriminalbeamte, Einsatzkommando Cobra uvm.).

Gibt es internationale Austauschprogramme oder Fortbildungen mit anderen Polizeibehörden in Europa oder weltweit?

Ja, gibt es. Hospitationen sind bilateral durchaus üblich.

Inwiefern beeinflussen aktuelle gesellschaftliche Themen wie der Klimaschutz oder politische Bewegungen die Arbeit der Polizei? Gibt es häufiger Einsätze bei Demonstrationen oder Veranstaltungen? Wird jede Demoanfrage genehmigt?

Grundsätzlich ist die Aufgabe der Polizei die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung, Ruhe und Sicherheit. In den letzten Jahren ist eine Zunahme von Demogeschehen, vor allem in Graz, zu verzeichnen. Es darf grundsätzlich erwähnt werden, dass die Polizei keine Demonstrationen genehmigt oder nicht genehmigt. Das Recht, sich zu versammeln, ist in den Grundrechten (Europäische Menschenrechtskonvention) und somit auch in der Österreichischen Bundesverfassung verankert. Versammlungen, so der rechtlich richtige Begriff, müssen spätestens 48 Stunden davor angezeigt werden. Die Behörde prüft nun, ob gesetzliche Untersagungsgründe vorliegen. Ist dies nicht der Fall, darf die Versammlung durchgeführt werden und bedarf keiner weiteren „Genehmigung“ der Polizei oder der Behörde. Jede Versammlung wird seitens der Polizei einer Einzelfallprüfung unterzogen und aufgrund des Ergebnisses dieser Prüfung wird der polizeiliche Einsatz geplant und festgelegt und ist somit mit mehr oder weniger Aufwand

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MURPARK ein Center - oder Treffpunkt - in der Stadt

Es gibt Menschen, die ein Einkaufszentrum mehr als nur einen Ort für Einkäufe sehen – sie machen es zu einem Treffpunkt, einem pulsierenden Lebensraum, in dem sich Menschen wohlfühlen und gerne Zeit verbringen. Eine solche Person ist Carina Weyringer, die seit vielen Jahren den MURPARK in Graz prägt und seit kurzem als Center-Managerin die Zügel in der Hand hält. Sie ist nicht nur eine erfahrene Führungskraft, sondern auch ein Familienmensch mit einem unerschöpflichen Enthusiasmus für ihre Arbeit und ihr Team.

Ab der Stunde null ist Carina Weyringer seit 18 Jahren Teil des MURPARK-Teams – eine beeindruckende Zeitspanne, in der sie in verschiedenen Positionen gewachsen ist. Sie begann als Office-Leiterin, übernahm später die Marketing-Leitung und lernte dabei den MURPARK von Grund auf kennen. Die Eröffnung des MURPARK im Jahr 2007 war für sie ein prägender Moment, den sie als einen der schönsten Meilensteine ihrer Karriere beschreibt. Damals wie heute ist sie fasziniert von der Dynamik des Centers, den ständigen Veränderungen und der Möglichkeit, mit kreativen Ideen immer wieder neue Akzente zu setzen.

„Der MURPARK hat sich seit seiner Eröffnung enorm weiterentwickelt. Ich bin stolz darauf, Teil dieses Wachstums gewesen zu sein und freue mich, den MURPARK nun in die Zukunft führen zu dürfen.“ Diese Zukunft sieht sie nicht nur in der Weiterentwicklung des Angebots, sondern auch in der Anpassung an die sich wandelnden Bedürfnisse der Kunden. Urbane Räume verändern sich, und Carina Weyringer ist sich bewusst, dass der MURPARK sich weiter öffnen muss – für Freizeit, Kultur, Entertainment und mehr. „Shopping-Center müssen mehr bieten als nur Einkaufsmöglichkeiten. Wir schaffen Erlebnisse und setzen auf Vielfalt, um unseren Kunden einen Mehrwert zu bieten, den der Online-Handel nicht liefern kann.“

Was sie als Managerin auszeichnet ist ihre Fähigkeit, ihr Team zu motivieren und mit Herz und Verstand zu führen. „Ich habe das Glück, mit einem Dream-Team zu arbeiten“, erzählt sie stolz. „Wir sind gemeinsam gewachsen, haben viele Herausforderungen gemeistert und entwickeln uns ständig weiter.“ Dabei legt sie großen Wert darauf, dass der MURPARK nicht nur ein Einkaufszentrum ist, sondern ein Ort der Begegnung, an dem sich Menschen wohlfühlen. „Wir wollen, dass der MURPARK der Treffpunkt in Graz bleibt – ein Ort, an dem man Freunde trifft, einen Kaffee genießt und einfach gerne Zeit verbringt.“ Besonders in der Adventzeit blüht der MURPARK auf. Diese Zeit des Jahres ist ein Höhepunkt. Die weihnachtlichen Werbe-Kampagnen waren und sind schon immer etwas Besonderes. „Wir haben es geschafft, eine magische auffällige Atmosphäre zu schaffen, ohne dabei unser MURPARK- Design aus den Augen zu verlieren.“

Auch die kommenden Jahre versprechen besondere Erlebnisse, denn Carina Weyringer und ihr Team haben große Pläne: „Wir haben so viele Ideen, um unseren Besuchern immer wieder Neues zu bieten – es bleibt spannend!“

Die Nachhaltigkeit liegt ihr dabei besonders am Herzen. Bereits 2018 wurde eine große Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des MURPARKs installiert, und man plant, diese weiter auszubauen. „Wir setzen auf Energieeffizienz, alternative Energiequellen und nachhaltige Mobilität. Unser Ziel ist es, den MURPARK nicht nur wirtschaftlich, sondern auch ökologisch fit für die Zukunft zu machen.“ Ihre Begeisterung ist spürbar, wenn sie von den drei Bienenvölkern erzählt, die seit April 2024 auf dem Dach des MURPARKs leben und fleißig Honig produzieren. „Das ist eines meiner persönlichen Highlights“, gibt sie zu und lacht.

Wenn Carina Weyringer durch den MURPARK schlendert, ist sie nicht nur die Center-Managerin, sondern auch ein Teil dieses lebendigen Ortes. Sie plaudert gerne mit den Shoppartnern, setzt sich auf einen Kaffee in eines der vielen Lokale und beobachtet die Kunden beim Bummeln. Der MURPARK ist ein Ort, an dem sich Menschen begegnen, und das macht ihn so besonders. Und wenn man Carina Weyringer dabei zuhört, wie sie über die Architektur des MURPARK schwärmt - über die außergewöhnliche Gestaltung und die einmalige Integration der Straßenbahn, die direkt durch das Center fährt - merkt man schnell: Für sie ist der MURPARK nicht nur ein Arbeitsplatz, sondern eine Herzensangelegenheit.

In ihrer neuen Rolle als Center-Managerin hat Carina Weyringer große Pläne. Sie will den MURPARK weiterentwickeln, aber immer mit einem Auge auf die Menschen, die hier täglich ein- und ausgehen. Ihr Ziel? „Den MURPARK noch mehr in die Herzen der Steirerinnen und Steirer zu bringen“, sagt sie entschlossen. „Wir wollen die unangefochtene Nummer 1 in der Region bleiben – und mit unserem Team bin ich mir sicher, dass wir das auch schaffen.“

Doch neben all dem beruflichen Engagement ist die Center-Managerin vor allem auch ein Mensch mit einer Leidenschaft für Familie. Besonders stolz ist sie auf ihre Rolle als Tante. Die Zeit mit ihren Neffen Jakob und Julian ist für sie ein wertvoller Ausgleich zum anspruchsvollen Job. „Es gibt nichts Schöneres, als die beiden um sich zu haben.“ Ihre Augen leuchten, wenn sie von den gemeinsamen Momenten spricht, die ihr Kraft und Freude schenken. Diese Bodenständigkeit machen sie nicht nur zu einer herausragenden Führungskraft, sondern auch zu einem warmherzigen, nahbaren Menschen.

Mit dieser Mischung aus beruflicher Leidenschaft, menschlicher Wärme und einem klaren Blick in die Zukunft ist Carina Weyringer der perfekte Kopf für den MURPARK Graz – und ein Vorbild für alle, die wissen, dass ein Arbeitsplatz weit mehr sein kann als nur ein Job.                                                           

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Ökologisches Vorbild im Gesundheitswesen: Umweltpreis für das LKH Graz II

Das Landeskrankenhaus Graz II, Standort Süd, hat sich im Laufe der Jahrzehnte nicht nur als bedeutendes medizinisches Zentrum, sondern auch als Vorreiter in Sachen Umweltschutz etabliert. Neben der beeindruckenden Geschichte und Tradition in der nervenärztlichen Versorgung steht das LKH Graz II für eine zukunftsweisende Verbindung von Medizin und Nachhaltigkeit, die über die reine Gesundheitsversorgung hinausgeht. Der Einsatz für die Umwelt wird durch zahlreiche Initiativen auf dem Gelände sichtbar, die das Krankenhaus in eine grüne und naturnahe Zone verwandeln, die sowohl Patienten als auch der Natur dient.

Ein Herzstück der Umweltstrategie des Krankenhauses ist der „Zukunftswald“ – ein rund 3.000 Quadratmeter großes Areal, das mit hitzeresistenten Baumarten bepflanzt wurde, die den Anforderungen eines sich wandelnden Klimas standhalten können. Dieses Projekt ist mehr als nur ein Beitrag zur Begrünung des Geländes. Es schafft Lebensraum für Vögel und Kleinsäuger, die in den angelegten Nistkästen und Wildsträucherhecken neue Lebensräume finden. Der „Zukunftswald“ ist ein Symbol für die Vision des Krankenhauses, die Gesundheit von Mensch und Natur zu vereinen, indem Flächen in naturnahe Landschaften umgewandelt und so die Biodiversität gefördert werden.

Seit 2016 baut das LKH Graz II auf Holz. Am Standort Süd entstanden zwei Pflegestationen im Bereich der Psychiatrie in Holzbauweise, die seit der Inbetriebnahme intensiv genutzt werden. Im Oktober wurde das LKH Graz II mit dem Best-Practice-Award „Klimafreundliche Gesundheitseinrichtungen“ von Bundesminister Johannes Rauch ausgezeichnet – ein Beweis für das vorbildliche Engagement im Klimaschutz. Betriebsdirektor Bernhard Haas freut sich über die Auszeichnung und erklärt dazu: „Am Standort Süd haben wir eine Vorreiterrolle als österreichische Gesundheitseinrichtung eingenommen, heimisches Qualitätsholz für unsere Neubauten zu verwenden, womit wir einerseits CO2-Emissionen senken konnten, und langfristig sparen wir durch die Holzbauweise und zusätzlich den Einsatz von Grundwasserwärmepumen sowie PV-Anlagen auch bei den Betriebskosten.“

Im Oktober 2023 wurde auch der erweiterte Neubau der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Standort Süd als zweigeschossiger Holzbau eröffnet. Der in einzelne Häuser aufgeteilte, etwa 2.500 m² (Gesamtfläche) umfassende Zubau bietet 22 zusätzliche stationäre Betten und eine Tagesklinik für Jugendliche mit fünf ambulanten Betreuungsplätzen, sowie Therapie- und Gruppenräume, Rückzugs- und Ruhezonen, Substützpunkte und Dienstzimmer, einen Spielraum und Turnsaal. Allein durch die Errichtung der drei Krankenhausgebäude in Holzbauweise am Standort Süd konnten im Vergleich zur konventionellen Bauweise in Beton rund 6.000 Tonnen CO2 eingespart werden.

„Menschen zeigen offenbar mehr Respekt gegenüber dem Baustoff Holz als etwa bei glatten Putzoberflächen und somit wirkt sich Holz positiv auf die Instandhaltung aus”, erklärt Eva Peter, Leiterin der Technik.

Durch Projekte wie die Entsiegelung von Flächen und die Renaturierung urbaner Areale zeigt das Krankenhaus, dass eine moderne Gesundheitseinrichtung auch eine Verantwortung gegenüber der Umwelt und zukünftigen Generationen trägt. Diese Entsiegelungsprojekte tragen nicht nur zur Reduzierung von CO2-Emissionen bei, sondern verbessern das städtische Mikroklima erheblich, was in heißen Sommermonaten eine willkommene Abkühlung für Patienten und Mitarbeitende darstellt.

Die naturnahen Flächen und Parklandschaften am Standort Süd bieten mehr als nur eine grüne Umgebung, sie sind gezielt darauf ausgerichtet, die psychische Gesundheit der Patienten zu unterstützen. Die Forschung zeigt, dass der Kontakt zur Natur und der Aufenthalt in Grünflächen eine beruhigende Wirkung auf das Nervensystem haben kann – ein Effekt, der gerade in der psychiatrischen und psychosomatischen Behandlung von bedeutendem Wert ist.

Mit dieser klaren Ausrichtung auf Umweltschutz und Nachhaltigkeit betont das LKH Graz II, dass eine zukunftsfähige Gesundheitsversorgung nicht nur auf medizinische Innovation und Patientenorientierung baut, sondern auch auf einen respektvollen Umgang mit der Natur. Die Grünflächen und nachhaltigen Bauprojekte am Standort Süd sind nicht nur Symbole für Klimaschutz und Nachhaltigkeit, sondern auch für die menschliche Seite des Gesundheitswesens. Sie zeigen, dass das Krankenhaus einen Ort schaffen möchte, an dem Heilung und Natur Hand in Hand gehen.

Die Direktoren, Univ.-Prof. Prim. DDr. Michael Lehofer, Birgit Großauer, MSc, und Bernhard Haas, MBA, sehen das Krankenhaus als Vorreiter im Bereich der psychiatrischen und neurologischen Versorgung. Mit nachhaltigen Bauprojekten und einer naturnahen Neugestaltung des Geländes vereint der Standort Umweltbewusstsein und Gesundheitsförderung.

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Diagnose Querschnittlähmung

Oberärztin Dr. Gabriela Wittgruber, 56 Jahre alt, ist eine erfahrene Medizinerin und Spezialistin und Leiterin der Abteilung für Querschnittgelähmte am Rehazentrum Tobelbad. Ihre Leidenschaft für diesen anspruchsvollen Bereich der Medizin ist in jedem Gespräch spürbar. Die Arbeit mit querschnittgelähmten Patienten erfordert nicht nur medizinisches Fachwissen, sondern auch ein tiefes Verständnis für die komplexen körperlichen und emotionalen Herausforderungen, denen sich diese Menschen nach einer schweren Verletzung stellen müssen.

Eine Querschnittlähmung entsteht durch eine Schädigung des Rückenmarks, die zu einer Unterbrechung der Kommunikation zwischen Gehirn und Körper führt. Das Rückenmark ist wie ein Kabelstrang, der Informationen vom Gehirn zu den Organen und Muskeln leitet. Wird dieser Kabelstrang durch eine Verletzung beschädigt, kann es zu einem vollständigen oder teilweisen Ausfall der Funktionen unterhalb der Verletzungs-höhe kommen. Je nachdem, wo die Schädi- gung auftritt, können unterschiedliche Körperbereiche betroffen sein. Beispiels-weise führt eine Verletzung auf Höhe der Halswirbelsäule zu einer Lähmung der Arme und Beine (Tetraplegie), während eine Schädigung im Bereich der Brustwirbelsäule „nur“ die Beine betrifft (Paraplegie).

Ein häufiges Thema, das Dr. Wittgruber im Gespräch mit ihren Patienten anspricht, ist die Frage nach der Fähigkeit zu schwitzen. „Menschen mit einer Querschnitt-lähmung können unterhalb der Verletzungs- höhe nicht mehr schwitzen“, erklärt sie. „Das liegt daran, dass das vegetative Nervensystem, das die Schweißdrüsen steuert, durch die Schädigung des Rückenmarks beeinträchtigt ist. Oberhalb der Verletzungshöhe funktioniert das Schwitzen jedoch normal.“ Diese Einschränkung kann schwerwiegende Folgen haben, da das Schwitzen eine wesentliche Rolle bei der Regulierung der Körpertemperatur spielt. Patienten, die sich längere Zeit in der Sonne aufhalten, laufen Gefahr, einen gefährlichen Hitzestau zu erleiden, weil ihr Körper nicht mehr in der Lage ist, die überschüssige Wärme abzuführen.

Die Rehabilitation von querschnittgelähmten Patienten erfordert einen ganzheitlichen Ansatz, der weit über die medizinische Versorgung hinausgeht. „Im Rehazentrum Tobelbad verfolgen wir ein biopsychosoziales Behandlungskonzept“, erläutert Dr. Gabriela Wittgruber. „Das bedeutet, dass die Rehabilitation nur durch die enge Zusammenarbeit eines interdisziplinären Teams erfolgreich sein kann.“ Zu diesem Team gehören neben den Ärzten auch Physio-therapeuten, Ergotherapeuten, Sporttherapeuten, Logopäden, Diätberater, Psycho-logen, Pflegekräfte und Sozialarbeiter. Jeder Patient wird individuell betreut, und es wird darauf geachtet, dass auch die Angehörigen in den Rehabilitationsprozess einbezogen werden.

Ein besonders wichtiger Aspekt der Rehabilitation ist das Darm- und Blasenmanagement. „Nach einer Rückenmarksverletzung ist der Körper oft in einem Schockzustand, der bis zu zwölf Wochen andauern kann“, erklärt die Spezialistin Wittgruber. In dieser Zeit sind die Funktionen unterhalb der Verletzungshöhe stark beeinträchtigt. Zu den häufigsten und dauerhaftesten Folgen einer Querschnitt-lähmung gehört eine gestörte Blasen- und Darmentleerung. „Der Darm ist nicht mehr in der Lage, seine Funktionen selbstständig zu steuern. Deshalb ist es notwendig, die Darmentleerung zu planen, um ungewollte Zwischenfälle zu vermeiden.“ Dies erfordert eine sorgfältige Abstimmung von Ernährung und medikamentöser Unterstützung. Ballast-stoffreiche und ausgewogene Ernährung spielt eine entscheidende Rolle, um die Verdauung zu regulieren und eine planbare Entleerung zu ermöglichen. „Unsere Patienten lernen, mit dieser neuen Situation umzugehen, aber es ist ein Prozess, der oft Monate, wenn nicht Jahre dauert“, betont die Oberärztin Wittgruber.

Die Diagnose einer Querschnittlähmung ist ein Schock für jeden Patienten. Nach einem Unfall ist es oft schwierig, das genaue Ausmaß der Verletzung sofort zu erkennen. „In den ersten zwölf Wochen nach dem Unfall kann es aufgrund von Schwellungen und Blutergüssen im Rückenmark zu vorübergehenden Funktionsausfällen kommen“, erklärt Dr. Wittgruber. Erst wenn sich diese Schwellungen zurückgebildet haben, kann das volle Ausmaß der Schädigung beurteilt werden. „Es ist wichtig, in dieser Phase der Rehabilitation keine voreiligen Prognosen zu stellen“, fügt sie hinzu. „Was sich in den ersten zwölf Wochen an Funktionen erholt, ist ein gutes Zeichen, aber es gibt keine Garantie, dass alle verlorenen Funktionen zurückkehren.“

Interessant ist auch die demografische Verteilung unter den Patienten. Dr. Gabriela Wittgruber berichtet, dass die Mehrheit der Querschnittgelähmten Männer sind. Die Ursachen liegen häufig in Freizeitunfällen, wie Motorrad- und Fahrradstürzen, oder riskanten sportlichen Aktivitäten. Auch Arbeitsunfälle spielen eine Rolle, wenn-gleich diese durch verbesserte Sicherheitsvorkehrungen seltener geworden sind. Ein besonderes Risiko besteht für ältere Menschen, insbesondere bei der Nutzung von E-Bikes, da diese oft die Geschwindigkeit und das Gefahrenpotenzial unterschätzen.

Bei der Aufnahme ins Rehazentrum wird jeder Patient nach seinen Zielen gefragt. „Neun von zehn Patienten äußern den Wunsch, wieder gehen zu können“, berichtet die kompetente Ärztin. „Leider ist dies aufgrund der Schwere der Verletzungen in den meisten Fällen nicht möglich. Doch wir arbeiten daran, dass sie am Ende ihrer Rehabilitation mit einem Lächeln und einem Gefühl von Hoffnung und Selbstständigkeit nach Hause gehen.“ Diese realistischen, aber positiven Ziele sind entscheidend für den Erfolg der Rehabilitation und helfen den Patienten, sich in ihrem neuen Leben zurechtzufinden.

Ein weiterer wesentlicher Teil der Arbeit im Rehazentrum Tobelbad ist die Unterstützung der Patienten in allen Bereichen ihres Lebens. „Wir begleiten unsere Patienten nicht nur durch die medizinische Rehabilitation, sondern helfen ihnen auch bei Behördengängen, der Wiedereingliederung ins Berufsleben und der Anpassung ihres Zuhauses“, erklärt Dr. Wittgruber. Ein Beispiel dafür ist das Probewohnen, das am Ende der Rehabilitation angeboten wird. „Die Patienten können für ein bis zwei Wochen nach Hause gehen, um in ihrem gewohnten Umfeld zu testen, wie sie mit ihrer neuen Lebens-situation zurechtkommen. Danach kehren sie noch einmal für zwei bis drei Wochen zu uns zurück, um letzte Anpassungen vorzu-nehmen und offene Fragen zu klären.“ Auch Hausbesuche gehören zum Konzept. Ergo-therapeuten und Sozialberater besuchen gemeinsam mit dem Patienten dessen Zu-hause, um sicherzustellen, dass alle notwendigen Maßnahmen zur Barriere-freiheit getroffen wurden.

Technologische Fortschritte spielen in der Rehabilitation von Querschnittgelähmten eine immer wichtigere Rolle. Im Reha-zentrum Tobelbad kommen modernste Geräte zum Einsatz, die den Patienten helfen, ihre verbliebenen Funktionen zu stärken und neue Fähigkeiten zu entwickeln. „Wir haben hier unter anderem den Lokomat, ein robotergestütztes Gehsystem, das Patienten hilft, ihre Gehfähigkeit wiederzuerlangen, sowie Exoskelette, die es den Patienten ermöglichen, wieder aufrecht zu stehen und zu gehen“, erklärt die Oberärztin. Diese Geräte sind nicht nur wichtig für die körperliche Rehabilitation, sondern auch für das psychische Wohlbefinden der Patienten, da sie ihnen das Gefühl geben, wieder aktiv am Leben teilnehmen zu können.

Trotz aller Fortschritte in der Medizin bleibt die Heilung von Rückenmarks-schäden nach wie vor eine große Herausforderung. „Momentan gibt es leider noch keine Heilungsmöglichkeiten für eine voll-ständige Rückenmarkslähmung. Es wird viel geforscht, insbesondere im Bereich der Stammzellentherapie, aber bis zur vollständigen Wiederherstellung der Funktionen ist es noch ein weiter Weg.“

Für Dr. Gabriela Wittgruber ist die Arbeit mit querschnittgelähmten Patienten mehr als nur ein Beruf – es ist eine Berufung. „Unsere Aufgabe ist es, den Patienten auf seinem Weg in ein neues Leben zu begleiten und ihm die bestmögliche Unterstützung zu bieten. Und das tun wir hier in Tobelbad mit vollem Einsatz und ganzem Herzen.“ Ihre Hingabe und ihr Engagement haben unzähligen Patienten geholfen, sich nach einer schweren Verletzung ein neues Leben aufzubauen und mit Hoffnung und Zuversicht in die Zukunft zu blicken.

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