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Suizidprävention: „Der Suizid“ ist alt und männlich


 2021 haben sich in Österreich 1099 Menschen das Leben genommen – dreimal so viele wie im Straßenverkehr (362 Tote im Straßenverkehr). In der Steiermark sind im Vergleich besonders viele Menschen betroffen, sie ist seit Jahrzehnten im Bundesländervergleich führend.

GO-ON Suizidprävention Steiermark will hier helfen. Geleitet wird GO-ON von der Klinischen Psychologin und Psychotherapeutin Sigrid Krisper. „Wir vermitteln in erster Linie Wissen rund um das Thema Selbsttötung“, schildert Krisper die Strategie von GO-ON. Patientenkontakte gibt es keine, „wir behandeln keine Klienten, wir klären über Hilfsangebote auf“. Erreicht werden sollen nicht nur Gefährdete, sondern die gesamte Bevölkerung. Dafür geht GO-ON auch in Schulen, um Wissen über Suizidalität, psychische Erkrankungen und Krisen zu vermitteln. Dazu kommen Workshops, unter anderem für Einsatzkräfte. Es besteht eine enge Zusammenarbeit mit den Psychosozialen Diensten, die es in jeder steirischen Bezirkshauptstadt gibt und die kostenfreie Hilfe anbieten. Besonders wichtig ist für die Plattform die Enttabuisierung und Entstigmatisierung des Themas Suizid. Es gebe viele Vorurteile, weiß die Psychologin. „Viele glauben, dass jemand, der suizidgefährdet ist, sich nur davonschleichen will. Oder es gibt den Mythos, dass jemand, der davon redet, sich umzubringen, es nicht tut. Das stimmt einfach nicht.“ Genauso falsch sei es, dass alle, die sich selbst töten, psychisch krank seien. Der typische Suizident ist männlich und bereits älter, erzählt Krisper. Etwa fünf Mal so viele Männer wie Frauen nehmen sich in der Steiermark das Leben. Diese Entwicklung schwappe mittlerweile auch auf ganz Österreich über. 2021 gab es in der Steiermark 201 Suizide, 170 der Opfer waren Männer. Frauen begehen häufiger Suizidversuche und wählen die sanfteren Suizidmethoden. Suizidversuche kommen zehn bis fünfzehn Mal so häufig vor wie Suizide. Kinder seien grundsätzlich nur in absoluten Ausnahmefällen von Suizid betroffen. „Die Gefährdung beginnt mit ungefähr 14 Jahren, nach dem Einsetzen der Pubertät. Bei Jugendlichen ist Selbsttötung sogar die zweithäufigste Todesursache nach Unfällen.“ Einen starken Anstieg der Fälle von Suizid gibt es dann im Alter ab 75 Jahren. Einsamkeit, Krankheit oder der Tod des Lebenspartners sind in dieser Gruppe die häufigsten Auslöser. „Suizid kommt nicht plötzlich“, weiß die Psychologin. „80 Prozent der Betroffenen kündigen diesen davor direkt oder indirekt an.“ Der impulsive Suizid sei vorwiegend ein männliches Phänomen und stehe oft mit Alkohol in Verbindung. In den Medien werde das Thema eher wenig aufgegriffen, sagt die Leiterin von GO-ON. „Das liegt daran, dass man keinen Nachahmungseffekt auslösen möchte.“ Wenn es medial erwähnt werde, müsse die Berichterstattung den so genannten Papageno-Effekt hervorheben. „Der ist nach dem Papageno aus Mozarts Oper „Die Zauberflöte” benannt, der seine anfänglichen Suizidgedanken mit Hilfe von Anderen überwinden kann. Es muss unbedingt berichtet werden, wie Menschen aus einer Krise herausgekommen sind, was hat ihnen geholfen.“ Auf der Homepage von GO-ON gibt es deshalb Videos von Helden und Heldinnen, in denen Menschen berichten, wie sie schwere Krisen gemeistert haben. „Positive Beispiele sind ungeheuer wichtig“, erzählt Sigrid Krisper. „Die Betroffenen selbst sind außerdem ungeheuer dankbar dafür, dass sie ihre Geschichten und Schicksale erzählen dürfen.“ Bedeutend ist es, so die Psychologin, Zeit zu gewinnen. „Wenn gefährdete Menschen mit jemand reden können, holt sie das oft aus ihrem suizidalen Modus heraus. Sie haben eine Atempause, in der sie Nachdenken können und wieder Chancen erkennen.“ Für Krisengespräche stehen die steirischen Beratunsstellen zur Verfügung. Das Angebot ist kostenfrei und anonym. Informationen unter www.plattformpsyche.at

Klinischen Psychologin und Psychotherapeutin Sigrid Krisper

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