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„Die Aufgaben als Landeshauptmann haben meinen Alltag verändert“


Anfang Juli hat Christopher Drexler die Funktion des steirischen Landeshauptmannes von Hermann Schützenhöfer übernommen. Den Wechsel vom Grazer Landhaus in die Burg hat er gewohnt routiniert vollzogen. Seinen Alltag hat der Sprung an die Spitze des Bundeslandes verändert.

„Obwohl Hermann Schützenhöfer und ich den Wechsel gut vorbereitet haben, betrete ich nach wie vor jeden Tag Neuland, erlebe Neues und lerne dazu“, erzählt Drexler. Eine Routine, bei der man sage, „das habe ich alles schon erlebt“, sei noch nicht eingetreten. Trotz aller Herausforderungen, die die schwierigen Zeiten mit sich brächten, bereite ihm das Amt als Landeshauptmann der Steiermark auf jeden Fall viel Freude.

Er sei, so Christopher Drexler, seit dem   4. Juli – dem Tag seiner Amtsübernahme – „noch viel mehr im ganzen Land unterwegs gewesen als bisher, und ich bin extrem dankbar für viele Gespräche, viel Zuspruch und manchen Hinweis.“ Angesprochen wird der Landeshauptmann oft: „Über die Jahre als Klubobmann im Landtag und als Landesrat habe ich für den Weg vom Landhaus zur Burg immer fünf Minuten gebraucht. Jetzt ist es mindestens eine halbe Stunde – aber nicht, weil ich plötzlich langsamer gehe, sondern weil mir unterwegs viele Menschen begegnen, die mir ihre Sorgen und Anliegen mitteilen.“

Der Alltag Drexlers hat sich geändert. „Der Unterschied zwischen Landeshauptmann und normalen Regierungsmitglied im persönlichen Erleben ist viel größer, als ich je erwartet habe.“ Man sei in einem ganz anderen Maß exponiert. „Egal, wo ich in der Steiermark unterwegs bin oder ob ich an einem meiner seltenen freien Sonntage mit meiner Frau auf die Rote Wand wandere, eigentlich ist jeder Ausflug eine Veranstaltung. Das bereitet mir auch viel Freude, denn es kommt immer zu wertvollen Begegnungen und Gesprächen.“

Die geordnete Übergabe des Amtes ist für den neuen LH eindeutig ein Startvorteil. „Ein so gut geplanter Übergang ist nur möglich, wenn man wie Hermann Schützenhöfer und ich ein 30 Jahre lang geschmiedetes freundschaftliches Verhältnis hat.“ Der 3. Juni – der Tag, an dem die Nachfolge offiziell bekannt gegeben wurde – sei ein extrem bewegender Tag für ihn gewesen, erinnert sich der neue Landeshauptmann. „Das gilt auch für den    4. Juli, den Tag der Amtsübergabe und den Abschluss bildet in dieser Hinsicht der Landesparteitag, weil das der letzte Schritt in diesem Dreiklang war.“

Am bewährten steirischen Weg der Zusammenarbeit wird Christopher Drexler nichts ändern. Er wolle diesen erhalten und noch ausbauen. „Es ist eine glückliche Fügung, dass mein Koalitionspartner Anton Lang und ich seit Jahren intensiv und gut miteinander arbeiten. Wir haben das Budget gemeinsam gemacht, wir haben die Regierungskoordination gemanagt. So etwas wie Vertrauen kann man nicht verordnen. In ein Regierungsübereinkommen kann man nicht hineinschreiben: Vertragt euch, habt euch gern. Zwischen Lang und mir herrscht das notwendige Vertrauen.“

Es sei ihm ein Anliegen, so der Landeshauptmann, auch mit den anderen im Landtag vertretenen Parteien einen guten Austausch zu pflegen. „Im Sommer war das logischerweise nicht so stark der Fall, aber ich möchte das jetzt intensivieren.“ Für ihn erstrecke sich das steirische Klima der Zusammenarbeit nicht nur auf die beiden Regierungspartner, sondern auch auf einen guten und qualitätsvollen Umgang mit den Oppositionsparteien. „Und weit darüber hinaus und in ganz besonderem Maß gilt das für die gesamte Zivilgesellschaft.“

Langzeitpolitiker Drexler, der vor mehr als 30 Jahren Obmann der Jungen ÖVP wurde und seit 22 Jahren dem Landtag beziehungsweise der Landesregierung angehört, war nicht immer auf Parteilinie. So forderte er Tempo 160 auf Autobahnen, trat für die eingetragene Partnerschaft gleichgeschlechtlicher Paare ein oder wollte eine Abschaffung der Neutralität. „Das mit dem Tempolimit habe ich eingestellt, 130 km/h passen schon“, schmunzelt der Landeshauptmann. Für homosexuelle Paare sei mittlerweile sogar die Ehe möglich. „Bei der Neutralität hat sich meine Position geändert, auch weil die Neutralität selbst sich durch den EU-Beitritt verändert hat. Heute würde ich am Neutralitätsgesetz nicht mehr herum- basteln wollen, aber eines muss schon klar sein: Man darf militärische Neutralität nicht mit inhaltlicher Teilnahmslosigkeit verwechseln. Wenn jetzt manche kommen und erklären, als neutraler Staat dürfen wir uns zu Wladimir Putin nicht äußern, dann halte ich das für eine echte Scharlatanerie.“

Kunst ist Christopher Drexler wichtig. Darum habe er ganz bewusst die Kulturagenden, die er als Landesrat über hatte, mit in das Büro des Landeshauptmannes genommen. „Wir haben in den vergangenen Jahren wieder an die Tradition der Steiermark als bemerkenswertes österreichisches Kulturland anknüpfen können“, ist Drexler stolz. Die Steiermark-Schau, deren zweite Auflage nächstes Jahr stattfindet, sei zum Beispiel ein tolles Projekt. „Kulturpolitik wird immer ein wichtiger Bereich für mich bleiben. Aber natürlich steht jetzt die Hauptverantwortung für das Land im Mittelpunkt, wo die Kultur nur ein Teil davon ist.“

Als Intellektuellen möchte sich Drexler nicht verstanden wissen. „Ich würde mich selbst nie als einen solchen bezeichnen. Mein Anspruch an einen Intellektuellen ist doch um einiges höher.“ Auftritte in Tracht seien nicht der Versuch, sich ein volksnahes Image zu geben. „Meine Liebe zur Tracht hat sich schon vor vielen Jahren entwickelt, inzwischen bin ich ein Fan des Steirischen Heimatwerkes. Man muss deshalb nicht jeden Tag im Steirerrock unterwegs sein. Tracht ist ein wunderbares Zeugnis unserer Tradition und Kultur. Deshalb muss man auch alles unternehmen, um zu verhindern, dass die Tracht in ein falsches Eck gerückt wird oder gar von den falschen Kräften vereinnahmt wird.                                    

Mit seiner Frau Iris, die er im Vorjahr geheiratet hat, ist der Landeshauptmann ins ländlich geprägte Passail gezogen. „Dort kann ich manches aus meinem politischen Alltag hinter mir lassen und mich drauf freuen, noch kurz auf meiner Terrasse zu sitzen. Es hat auch meine Perspektive verändert, weil ich im Winter mit meinen Buben in 15 Minuten beim Schilift sein, im Sommer aber auch Wandern kann. Und dann darf ich in Passail eine wundervolle und tolle Gemeinde und Gemeinschaft erleben.“

An Herausforderungen mangelt es derzeit nicht. Besondere Zeiten würden besondere Maßnahmen erfordern, ist Drexler überzeugt. „Das war in der Pandemie so. Das ist jetzt in Zeiten des Krieges in der Ukraine und der massiven Teuerung auch so. Das Land kann hier nur ergänzend eingreifen.“ Der Bund setze viele Maßnahmen, die auch als Gießkanne kritisiert würden. „Ich glaube aber, dass sie notwendig sind. Wir als Land haben zum Beispiel mit der Verdoppelung des Heizkostenzuschusses für sozial benachteiligte Menschen reagiert.“

Er sei überzeugt, dass Österreich auch die aktuelle Krise bewältigen werde, zeigt sich der Landeshauptmann zuversichtlich. „So war es im Grunde auch mit Corona. Im März und April 2020 waren wir sozusagen völlig nackert. Es gab keine Impfung, kein Medikament, wir wussten nicht einmal, dass Masken eine wirksame Schutzmaßnahme sind, heute haben wir immer noch hohe Infektionszahlen – aber das Gesundheitssystem ist nicht überlastet.“ Er hoffe, dass man in ein oder zwei Jahren darüber reden werde können, die Inflation und die Energiekrise in den Griff bekommen zu haben.

Für die Sicherung der Energieversorgung hat die Landesregierung ein großes Ausbauprogramm für Windkraft und Solar angekündigt. „Wir sind unter den alpin dominierten Bundesländern mit weitem Abstand die mit den meisten Windrädern. 104 sind es im Moment. Ein weiterer Ausbau wird funktionieren. Das gilt auch für die Photovoltaik. Ich bekenne mich ganz extrem zum weiteren Ausbau der Wasserkraft. Dort liegt nach wie vor unser größtes Potenzial. Wir müssen die Möglichkeiten entlang der Mur ebenso ausloten wie an anderen Standorten.“

Freizeit hat Christopher Drexler naturgemäß nur mehr sehr wenig. „Was das Laufen und das Wandern angeht, gehört 2022 sicher nicht zu meinen Spitzenjahren. Der Vorsatz bleibt jedoch.“ Weihnachten will der Landeshauptmann mit seiner Familie verbringen. „Die Verantwortung macht keine Pause, aber ich werde das Fest mit Sicherheit entspannt feiern.“

Drexler arbeitet auch, wenn er im Auto unterwegs ist. „Ich habe seit vielen Jahren das Glück, einen Fahrer zu haben. Das darf man sich nicht nur als Privileg vorstellen, das ist vor allem die Gelegenheit, das Fahrzeug als ganz normalen Arbeitsplatz zu nutzen.“ Mehr als 100.000 Kilometer legt man als Landeshauptmann im Jahr zurück.

Auf die Frage nach seinem schönsten Erlebnis zögert der Landeshauptmann keine Sekunde mit der Antwort: „Ich hatte vier wunderschöne Erlebnisse. Das war, vier gesunde Kinder zu bekommen.“ Wenn er einen Wunsch frei hätte, wäre das, „dass der unerträgliche Krieg in Europa endet“.

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