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Statt Motorradpolizist wurde er Gefängnisdirektor


44 Jahre lang war Direktor Josef Mock im Justizdienst tätig. Seit acht Jahren ist er Leiter der Justizanstalt Graz-Karlau, der drittgrößten Strafvollzugseinrichtung Österreichs. Anfang Juli tritt der Jurist seine wohlverdiente Pension an. Erlebt hat er in seiner Dienstzeit vieles, auch berührendes und sogar lustiges.

Ursprünglich hat Josef Mock Kunstschmied gelernt. Er war ein guter Lehrling: „Meine Kollegen, die hier in der JA Karlau Häftlinge unterrichten, haben mein Stammdatenblatt meiner ehemaligen Berufsschule in Mureck ausgehoben. Sie haben herausgefunden, dass ich in drei Jahren Lehrzeit nur zwei Zweier, alles andere waren Einser, im Zeugnis hatte.“ Nach der Lehre arbeitete Mock ein Jahr lang als Schlosser in der Niklasdorfer Papierfabrik, dann folge der Wehrdienst. Auf Anraten seines Vaters bewarb er sich bei der Justiz.

„Eigentlich wollte ich Motorradpolizist werden, weil mir die Lederjacken so gefallen haben. Wiedergefunden habe ich mich im Team der Justizanstalt Leoben.“ An seine Aufnahmeprüfung erinnert sich der Anstaltsleiter heute noch. „Da wurde ich unter anderem gefragt, welcher Fluss durch Eisenstadt fließt. Meine Antwort ,keiner‘ war richtig“, lacht er.

Nach der Grundausbildung arbeitete er als Beamter im Leobener Gefängnis, nach sechs Jahren machte Mock die Fachausbildung. Es folgten rund 20 Jahre Dienst in der obersteirischen Justizanstalt. „Dann wollte ich die Offiziersausbildung absolvieren. Weil nicht klar war, wann die überhaupt stattfindet, begann ich, Jus zu studieren. Nach zwei Semestern war es dann auch mit der Offiziers- schulung soweit, ich habe dann Studium und Ausbildung gleichzeitig gemacht.“

2001 wurde Mock Offizier, das Jusstudium schloss er zwei Jahre später ab. 2012 hängte er noch ein Doktoratsstudium in Jus an der Johannes Kepler Universität in Linz an. Mittlerweile war er nämlich Leiter der Justizanstalt im oberösterreichischen Wels geworden, eine Position, die er bis 2014 innehatte. Seit diesem Zeitpunkt ist er Direktor der Grazer Justizanstalt Karlau.

„Zu Beginn meiner Amtszeit in Graz haben wir mit rund 235 Mitarbeitern zu Spitzenzeiten bis zu 600 Häftlinge betreut“, erinnert sich Mock: Heute ist die Situation besser. „Wir sind mit 280 Mitarbeitern für derzeit 450 Gefangene verantwortlich.“ Die geringere Zahl sei allerdings auf die laufenden Sanierungsarbeiten im Gefängnis zurückzuführen, nach deren Abschluss wird die Häftlingszahl wieder auf rund 550 steigen.

Die Sanierung sei eine extrem große Herausforderung, schildert der Anstaltsleiter, vor allem in Bezug auf die Sicherheit. „Wir müssen spezielles Personal einsetzen, alle Ein- und Ausgänge lückenlos kontrollieren. Es gehen wegen der Bauarbeiten ja eine Menge anstaltsfremde Personen ein und aus. Deren Sicherheit müssen wir gewährleisten. Das gelingt meinen Kollegen sehr gut.“

Der Umbau der JA Karlau soll 2025 abgeschlossen sein. Das Zellenhaus wird dann über vier Etagen verfügen, in denen verschiedene Vollzugsarten stattfinden können. „Das geht dann vom gelockerten Vollzug über den Erstvollzug bis hin zum Maßnahmenvollzug. Alles wird heller, geräumiger. Und die dringend notwendige Erneuerung der Elektro- und Sanitärinstallationen stellt sicher, dass die Lebensumstände für die Insassen, die meist viele Jahre bei uns verbringen müssen, besser werden.“ Zusätzliche Räumlichkeiten sollen auch die Arbeitsbedingungen der Justizbeamten verbessern. Die Sanierung der JA Karlau ist mit Kosten von 30 Millionen Euro projektiert.

Dem scheidenden Anstaltsleiter war es schon als junger Beamter wichtig, einen guten Kontakt zu den Insassen herzustellen und alle Möglichkeiten zur Resozialisierung zu nützen. „Wir setzen alles daran, um Straftätern nach ihrer Haft den Wiedereinstieg in die Familie, in das Arbeitsleben und die Gesellschaft zu ermöglichen. Ich denke, dass uns das in sehr vielen Fällen auch recht gut gelungen ist.“ Der Strafvollzug nutzt intensiv seine Möglichkeiten, Weiterbildung, Therapien und Berufsausbildungen anzubieten und die Gefangenen zu resozialisieren. „Wenn man diese Ziele beharrlich verfolgt, führt das zum Erfolg.“

Leider gebe es eine gewisse Zahl von Insassen, die nicht resozialisierbar seien, räumt Mock ein. „Die leben in einem Milieu, in dem sie ihren Lebensunterhalt aus kriminellen Tätigkeiten beziehen und die gar kein Interesse an Wiedereingliederung haben. Sie sehen keine Chance in der Gesellschaft.“ Das Gefängnis werde für diese Menschen manchmal zur zweiten Heimat.

„Ich erinnere mich da an einen Fall aus Leoben. Dort gab es einen Insassen, der immer wieder kurze Gefängnisstrafen absitzen musste. Der hat einmal ans Fenster geklopft, hinter dem ich in meinem Nachtdienst tätig war, und zu mir gesagt: Herr Mock, ich hab wieder zehn Monate ausgefasst, krieg ich meinen Job in der Gefängnisküche wieder?‘. Er war ein guter Koch, also wurde er dort wieder eingesetzt.“ Das sei jahrelang so gegangen, erinnert sich der Anstaltsleiter. „Aufgehört hat es erst, als der Häftling eine Frau kennlernte und sie geheiratet hat. Seitdem führt er ein normales Leben.“

Als junger Beamter hat Mock noch erlebt, dass es durchaus einen spitzbübischen Umgang der Insassen mit dem Wachpersonal gab. In der Justizanstalt Leoben seien damals Schweinehälften für die Gefangenenverpflegung zerlegt worden. „Im Nachtdienst habe ich durch das Guckloch in eine Zelle gespäht und mir schaut ein blutiges Auge entgegen! Das war von einem Schwein. Ich habe mich irrsinnig erschreckt, sehr zum Vergnügen der Häftlinge.“ Humor hat nach Ansicht des Gefängnisdirektors auch in der Haft Platz, er komme auch heute hin und wieder vor.

Aus Versehen wurde Mock auch eingesperrt. Ein Kollege versperrte die Zellentür, weil er nicht bemerkte, dass sich der Beamte dahinter befand. „Da saß ich dann mit zwei jugendlichen Straftätern und betätigte den Klingelknopf. Erst nach einer Viertelstunde kam dann jemand und holte mich raus. Wir haben uns in der Zelle freundlich unterhalten, aber es war ein mulmiges Gefühl, weil man von einem Moment auf den anderen nicht mehr selbstbestimmt ist.“

Der Gefängnisdirektor sieht sich als Teamplayer. „Entscheidungen treffen muss zum Schluss ich. Aber bis man dahin gelangt, braucht es eine solide Vorbereitung im Team.“ Er habe in der Karlau ein „Biotop“ - ein Leitungsteam und Mitarbeiter“ - gefunden, in dem das Verständnis untereinander hervorragend geklappt habe. Präsent war Mock auch bei seinen Gefangenen. Jeder Insasse habe mit ihm sprechen können, auch jeden normalen Brief an ihn habe er beantwortet.

Für die Pension hat der Gefängnisdirektor viel vor. „Als erstes werde ich mein Handy abschalten und mit meiner Frau Johanna auf den Schwammerlturm in Leoben gehen. Dort werden wir ein Bier trinken und miteinander die nächsten 30 Jahre planen.“ Er wolle viel reisen und lesen. Aufgearbeitet sollen auch die vergangenen Reisen werden – Mock will seine handschriftlichen Aufzeichnungen am Computer in Form bringen. Daneben hat er ehrgeizige Pläne: „Ganz fest habe ich mir vorgenommen, alleine zu Fuß von mir zu Hause bis nach Piran ans Meer zu gehen.“

Wenn er einen Wunsch frei hätte, möchte Mock, „dass das Glück, das meine Frau und mich immer begleitet hat, nicht aufhört.“ Es seien ungeheuer schöne Zeiten gewesen, „die sollen noch ein bisschen andauern.“

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