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Das Mehl geht uns in Österreich nicht aus


Auf allerhöchste Qualität setzen die Mühlen der österreichischen GoodMills GmbH. Am Standort Raaba werden die bekannten Farina-Mehle hergestellt. Bernhard Gitl ist Mitglied der Geschäftsführung der Mühlengruppe und war zum Frühstück beim Journal Graz zu Gast. Er sprach über Versorgungssicherheit, Preise und Qualität.

„Weizenengpässe wegen des Krieges in der Ukraine wird es bei uns nicht geben“, versichert Bernhard Gitl. „Das liegt daran, dass in Österreich mehr Weizen produziert als verbraucht wird. Allein der Weizenanbau im Vulkanland in der Steiermark gibt uns auch eine gewisse Sicherstellung. Wir haben beim Weizen immer zu 100 Prozent auf Österreich gesetzt – gerade in Krisenzeiten zeigt sich die Wichtigkeit der Regionalität.“

Die Getreidesorten wachsen hierzulande in einer besonders guten Qualität und weisen einen hohen Eiweißgehalt auf, betont er. „Die Italiener importieren relativ viel österreichischen Weizen und mischen ihn in ihren eigenen, um die Qualität zu verbessern“, weiß der Mühlen-Fachmann.

Die Farina-Mühle in Raaba arbeitet 24 Stunden am Tag. 15.000 Tonnen Getreide fasst der Silo – ein Vorrat für drei Monate, erklärt der Mühlen-Chef. 85.000 Tonnen Getreide vermahlt der Betrieb in Raaba im Jahr. „Diese Kapazität kann auch nicht erhöht werden. Wir können nicht schneller mahlen, auch das Abfüllen braucht seine Zeit.“

Wenn es zu zeitweisen Mehlengpässen im Handel gekommen sei, dann liege die Verantwortung dafür bei den Konsumenten, versichert Gitl. „Hamstern ist nicht gut, denn es steckt an. Wenn es dann zu Panikkäufen kommt, steigen erstens die Preise und es entstehen zweitens wirklich Versorgungslücken, die gar nicht sein müssten.“

Der Konflikt um die Ukraine führe allerdings zu steigenden Preisen. „Es gibt Länder, die viel Getreide von dort beziehen. Die sehen sich jetzt natürlich auf dem Weltmarkt um, wie sie diese Importe ersetzen können. Und das treibt die Preise hinauf, auch in Österreich.“ Binnen eines Jahres sei der Preis für eine Tonne Weizen von 200 auf 400 Euro gestiegen.

„Man muss aber dazu sagen, dass wir jahrelang darum gekämpft haben, dass Lebensmittel wieder etwas wert sind“, betont Bernhard Gitl. „Müssen Semmeln weniger als 10 Cent kosten? Oder ein Kilogramm Mehl 39 Cent? Damit kann die Landwirtschaft nicht überleben.“

Völlig unbeeinflusst vom Krieg in der Ukraine bleibt die heimische Mühlenwirtschaft nicht. „Wir benötigen ja nicht nur das Getreide. Das Mehl muss in Sackerl abgefüllt werden. Die sind aus Papier, das viel Energie für die Herstellung braucht. Wir selbst benötigen Energie fürs Mahlen. Wir müssen Treibstoff kaufen. Und das alles ist knapper und teurer geworden.“

Im Bereich Energie und Nachhaltigkeit war Farina jedoch schon immer ein Vorreiter. Bereits 2008 wurde die damals größte Fassaden-Photovoltaikanlage Österreichs errichtet. Heute ist man stolz darauf, zu 100 Prozent CO2 neutral produzieren zu können. „So ist unser Slogan ,Die Kraft der Sonne‘ nicht nur ein Marketing-Gag“.   

Mehl, so Gitl, ist in Österreich eine sehr regionale Angelegenheit. GoodMills stelle an seinen drei Standorten in Raaba, Schwechat und Rannersdorf mehrere Marken her. „Farina gibt es zum Beispiel in der Steiermark, Eselmehl in Niederösterreich. Im gesamten Bundesgebiet vertreiben wir Fini’s Feinstes.“ Vermahlen wird von der Gruppe neben Weizen, Roggen und Dinkel auch Hartweizen, der für die Nudelproduktion benötigt wird. Dazu kommen Mais für Polenta, Heidenmehl für Sterz sowie das seltene Urgetreide Kamut (ist dem Hartweizen ähnlich), das einige Bäcker verwenden.

25.000 Tonnen Mehl im Jahr werden in Bio-Qualität produziert. „Die kommen alle aus unserer Mühle in Rannersdorf“, sagt Gitl. Die Mehle werden auch für die Gebäck-Eigenherstellung von Handelsketten eingesetzt.

GoodMills ist Österreichs größte Mühlengruppe. 125 Mitarbeiter – 45 davon in Raaba - vermahlen rund 200.000 Tonnen Getreide, schildert Gitl. Beliefert werden Industrie und der heimische Lebensmitteleinzelhandel sowohl mit konventionellen Mehlen und Mahlprodukten, als auch mit einem umfassenden Bio-Sortiment. „Wir sind ein urösterreichisches Unternehmen“, sagt der Manager. GoodMills Österreich ist die österreichische Tochtergesellschaft der international tätigen GoodMills Group. Ursprünglich im Jahre 1879 als Erste Wiener Walzmühle in Wien gegründet, wurde sie schnell zu einem Vorzeigeobjekt für hochwertige Mehlproduktion in Österreich. Die gesamte Gruppe gehört zu Raiffeisen.

Die Mühle in Raaba kam im Jahr 2000 zur Gruppe. Sie war ursprünglich 1919 von der ukrainischen Familie Schedlbauer gegründet worden, die nach der Oktoberrevolution aus Odessa nach Österreich flüchten musste.

„Wir müssen dem Mehl wieder eine Seele geben“, ist Gitl überzeugt. „Es ist eines der wichtigsten Lebensmittel, und das sollte sich auch darin niederschlagen, dass es uns wieder etwas wert ist.“ Backen sei auch eine soziale Aktivität: „Wir haben es in der Pandemie gesehen, die Menschen haben gemeinsam daheim gebacken. Nicht nur Torten und Kekse, sondern auch Brot und Semmeln. Da haben viele erst gemerkt, wie wertvoll die Arbeit des Bäckers ist.“

Das Argument, dass Lebensmittel insgesamt zu teuer seien, kann der Mühlenchef nicht wirklich nachvollziehen. „Sicher hat es zuletzt Preiserhöhungen gegeben. Aber wir kommen von einem sehr niedrigen Niveau. Die Haushalte geben rund zehn Prozent ihres Einkommens für die Ernährung aus – bei unseren Eltern und Großeltern waren es noch 40 Prozent.“

Anfang Juni feiert Bernhard Gitl sein 25-Jahr-Jubiläum in der Mühle Raaba. Er wechselte damals von seinem Job als Filialinspektor bei Hofer ins Mühlengeschäft. Begonnen hat er seine Karriere beim Bankhaus Krentschker am Eisernen Tor (heute Sparkasse) in Graz. Mit dem Wechsel zu Hofer begann die Leidenschaft für Lebensmittel. Er wurde von der Familie Schedlbauer (Farina) angeworben, die Familie verkaufte drei Jahre später an den Mitbewerber Fini. Neben dem Beruf studierte Gitl am Campus02 Marketing und Sales, 2003 schloss er das Studium ab. Seit zehn Jahren unterrichtet er dort selbst Distributionspolitik.

Seine beiden Söhne, die er mit seiner Frau Asella hat, absolvierten ebenfalls den Campus02. Vor kurzem ist Gitl Großvater geworden, wenn die Sprache auf seinen Enkel Jonathan kommt, beginnen die Augen des Managers zu leuchten. „Die Familie baut gerade ein Haus, der Opa hilft natürlich mit.“

Neben seiner Berufstätigkeit ist der Mühlen-Chef Gemeinderat in seinem Wohnort Kirchbach. „Es ist unglaublich, was aus der Region geworden ist. Früher glaubte man, dort ist die Welt gleich zu Ende, dahinter kommt der große Abgrund. Heute ist das Vulkanland eine prosperierende Gemeinschaft.“ Seine Aufgabe als Gemeinderat sieht Gitl vor allem darin, Visionen für die Zukunft zu entwickeln, „damit die tolle Entwicklung des Vulkanlands weiter anhält“.

Bernhard Gitl, GoodMills

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